Koblenz/Kreis MYK - Auf einen Totalausfall der öffentlichen Kommunikationsnetze – wie er kürzlich in Siegen passierte – wären Rettungsdienste und Behörden an Rhein und Mosel vorbereitet. Wie eine RZ-Umfrage ergibt, sind Alternativen vorgesehen.
Man stelle sich vor: Plötzlich geht gar nichts mehr. Der Computer findet keine Internetseiten, und E-Mails schickt er auch nicht ab. Das Telefon und auch das Handy sind tot. Die Kommunikationstechnik versagt den Dienst – und das in dieser hoch technisierten Welt. Eine Horrorvision, die das Zeug zu einem Hollywoodfilm hätte.
Im Siegerland ist dieses Szenario vor einigen Monaten Realität geworden. Für mehrere Tage fielen wegen eines Brandes in einer Siegener Telekom-Vermittlungsstelle das Internet sowie das Fest- und Mobilfunknetz komplett aus. Was würde passieren, wenn sich etwas Ähnliches in unserer Region ereignete? Die RZ hat nachgefragt.
Gerade dort, wo jede Minute zählt, ist die moderne Kommunikation heute eigentlich unerlässlich. Doch was, wenn man zum Beispiel die Polizei nicht einfach anrufen kann? „Wir fahren in solchen Fällen verstärkt Streife in den betroffenen Gebieten, um dem Bürger unmittelbar als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen", sagt Helmut Zirfas, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Koblenz.
Die Polizei informiert die Bürger in solchen Fällen auch über das Radio oder das Fernsehen darüber, wie die Beamten alternativ zu erreichen sind. Und wenn nur das Telefonnetz an der Dienststelle ausgefallen ist und nicht im gesamten Gebiet, werden Anrufe automatisch auf eine zentrale Leitstelle der Polizei weitergeleitet. Zur internen Kommunikation steht den Beamten der Digitalfunk zur Verfügung, den auch Feuerwehren, Rettungsdienste und der Katastrophenschutz nutzen und der vollkommen unabhängig vom Telefonnetz funktioniert.
Und im Krankenhaus, wo Patientendaten heutzutage auch digital verwaltet werden? Die Verfügbarkeit der Daten am Kemperhof selbst wäre erst einmal nicht beeinträchtigt – außer die Daten liegen im St.-Elisabeth-Krankenhaus in Mayen. Denn beide Standorte des Gemeinschaftsklinikums haben separate Datenbanken. Sollten im Notfall Daten aus Mayen in Koblenz benötigt werden, käme laut EDV-Chef Peter Lampmann zur Übermittlung die gute alte Papierform zum Einsatz. Zur Kommunikation liegen an verschiedenen Stellen auch Handys bereit – sofern das Handynetz funktioniert.
Auch die Banken und Sparkassen sind heute auf die Telekommunikationstechnik angewiesen. Bei der Sparkasse Koblenz ist man trotzdem zuversichtlich, dass ein solcher Ausfall nicht viel Schaden anrichten würde. So gibt es laut Pressesprecher Jörg Karbach Vorkehrungen, die dafür sorgen sollen, dass im Ernstfall nur ein Teil der Geldautomaten ausfällt. Zusätzlich könne ein Bargeldservice eingerichtet werden. Auch Überweisungen sollen möglich bleiben, weil das Netzwerk nach Angaben der Sparkasse unabhängig vom öffentlichen Internet ist.
Die Angst, dass es nach dem Ausfall der Kommunikationsnetze schwierig ist, im Falle eines zusätzlichen Stromausfalls Hilfe zu bekommen, ist laut Kevag unbegründet. Der Stromversorger würde persönliche Anlaufpunkte einrichten sowie verstärkt Techniker und Berater in die Gebiete schicken, sagt Pressesprecherin Claudia Probst. Und für die Kommunikation der Zentrale mit den Mitarbeitern liegen für den Notfall immer noch Funkgeräte bereit, berichtet Probst.
Für Unternehmen ist ein solcher Ausfall ebenfalls schmerzhaft. „Für mich ist ein solches Szenario kaum vorstellbar", sagt Willi Thiel, Geschäftsführer des Mülheim-Kärlicher Logistikunternehmens Balter Logistics. Sowohl der Datenaustausch als auch die Kommunikation mit Kunden und Fahrern läuft über das Telefonnetz beziehungsweise über das Internet. „Bis auf einen kleinen Teil, den wir über eine Richtfunkstrecke abwickeln, sind wir auf die Netze angewiesen."
Von unserem Reporter Johannes Bebermeier