Koblenz - Er reiste durch halb Europa - und heuerte in Koblenz als Kokainhändler an. Er verließ seine Heimat Albanien, flog von Tirana über Rom nach Frankfurt, fuhr mit dem Zug nach Koblenz, später mit einem Funkmietwagen nach Köln - dann war Schluss.
Von unseren Redakteur Hartmut Wagner
Er reiste durch halb Europa - und heuerte in Koblenz als Kokainhändler an. Er verließ seine Heimat Albanien, flog von Tirana über Rom nach Frankfurt, fuhr mit dem Zug nach Koblenz, später mit einem Funkmietwagen nach Köln. Dann war Schluss: Als er nach Koblenz zurückfuhr, stoppte ihn die Polizei - und stellte 80 Gramm Kokain sicher, das er in seiner Unterhose versteckt hatte.
Es ist die Geschichte eines jungen Albaners (27). Eines Albaners, der trotz abgeschlossenem Wirtschaftsstudium zum Mitglied einer Drogenbande wurde. Jetzt - gut ein halbes Jahr nach seiner Festnahme - hat ihn das Landgericht Koblenz wegen bandenmäßigen Kokainhandels zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Seine albanischen Bandenpartner waren Brüder und erhielten noch höhere Strafen: Ein 27-Jähriger muss fünfeinhalb Jahre in Haft, ein 30-Jähriger sechs Jahre und drei Monate.
Die drei Männer belieferten unter anderem den Chef (50) eines Sexshops in der Koblenzer Fußgängerzone mit Kokain, zudem wohl zwei von dessen Stammkunden. Der 50-Jährige muss sich derzeit wegen Beihilfe zum Kokainhandel vor dem Amtsgericht verantworten. Außerdem, weil er 2012 einen Ex-Kunden (43) auf der Straße mit einer Lederklatsche blutig schlug. Zuvor gab es möglicherweise Streit um Gruppensexpartys.
Laut dem Urteil lebten die beiden Brüder in Koblenz in einer Wohngemeinschaft - und bestritten ihren Lebensunterhalt, indem sie Kokain in Kneipen des Rotlichtmilieus verkauften. Der 27-Jährige reiste am 29. Mai 2013 mit rund 3000 Euro Bargeld nach Deutschland und schloss sich den Brüdern an. Er arbeitete einige Tage als Bote, belieferte Kunden mit Kokain. Dann, am 9. Juni, fuhren er und der 30-Jährige mit einem Funkmietwagen zu einem Café in Köln, kauften für 3600 Euro 80 Gramm Kokain und 20 Gramm Streckmittel. Auf der Rückfahrt stoppte die Polizei das Auto, stellte die Drogen sicher, nahm beide Männer fest. Kurz später wurde auch das dritte Bandenmitglied, das in Koblenz auf die Kokainlieferung wartete, verhaftet.
Die Anwälte der drei Albaner plädierten auf Freispruch. Denn es sei nicht bewiesen, dass sie eine Bande bildeten. Zum Unverständnis des Gerichts forderte selbst der Anwalt Freispruch, der den 27-Jährigen vertrat, bei dem die Polizei das Kokain aus der Unterhose fischte.
In dem Prozess war auch der Fahrer des Mietwagens angeklagt. Der 39-Jährige, der ein halbes Jahr in Untersuchungshaft saß, war nicht Mitglied der Bande. Aber er wusste oder es war ihm egal, dass die drei Männer in Drogengeschäfte verwickelt waren. Sein Anwalt Michael Hasslacher versuchte, für ihn eine Lanze zu brechen: "Mein Mandant muss doch freundlich und diskret zu Kunden sein."
Dem Gericht ging diese Art der Diskretion zu weit. Es verurteilte den Mietwagenfahrer wegen Beihilfe zum Kokainhandel zu einer 15-monatigen Bewährungsstrafe. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.