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Koblenz - Veggie Day ist noch nicht vom Tisch

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Koblenz - Im vergangenen Jahr sorgten die Grünen mit der Forderung nach einem "Veggie Day", an dem auf Fleisch verzichtet werden soll, für kleinere Tumulte im Wahlkampf. Unterm Strich kam der Veggie Day nicht gut an. Doch mit der Bundestagswahl ist das Thema trotzdem nicht vom Tisch.

Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann

Koblenz - Im vergangenen Jahr sorgten die Grünen mit der Forderung nach einem "Veggie Day", an dem auf Fleisch verzichtet werden soll, für kleinere Tumulte im Wahlkampf. "Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten", titelte die Bild-Zeitung, von Ökodiktatur und Umerziehung war die Rede. Unterm Strich kam der Veggie Day also nicht besonders gut an. Doch mit der Bundestagswahl ist das Thema trotzdem nicht vom Tisch - auch in Rheinland-Pfalz nicht.

Seit April 2013 ist hier die Kampagne Veggie Day Rheinland-Pfalz am Start, ein parteiunabhängiges Projekt vom Nabu, dem entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Elan und der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Zunächst bis Ende 2014 läuft die Kampagne, eine Förderung ist sogar im Koalitionsvertrag der Landesregierung festgehalten, sagt Kampagnenmitarbeiter Julian Schroeder. Zusammen mit Kollegin Julia Burkei war er gestern in Koblenz, um die Idee eines fleischfreien Tages in der Woche als Beitrag zu Gesundheit, Klima-, Umwelt- und Tierschutz voranzutreiben. Mit ihm Boot: Berufsschüler der Julius-Wegeler-Schule, die einer Jury über 20 vegetarische Gerichte vorsetzten.

Angehende Köche und Hauswirtschafter hatten schon im Vorfeld fleischlose Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts entwickelt und ließen diese nun bewerten. Rund um einen großen Tisch saßen Vertreter der Kampagne, der Schule, von Mensen und des Weißenthurmer Gertrudenhofs und ließen sich indische Linsensuppe, gefüllte Zucchini oder Apfel-Crumble schmecken. Auf Bögen kreuzten sie an, wie ihnen die einzelnen Gerichte geschmeckt haben, die Gewinner und andere Gerichte sollen nun in einem Kochbuch veröffentlicht werden.

Mit der Rezeptsammlung will man vor allem Betreiber von Mensen und Kantinen für die Idee eines Veggie Days begeistern. "Letztlich hat die Diskussion im Wahlkampf Aufmerksamkeit geschaffen für das Thema", sagt Julia Burkei. Ihr Kollege Julian Schroeder ist überzeugt: "Das Thema trifft einen Nerv, gesunde Ernährung ist ein großes Thema." In diesem Punkt stimmten die Praktiker in der Jury zu - meldeten aber auch Zweifel an. Bei Erika Bastian, Pächterin der Mensa in der berufsbildenden Schule, sind Currywurst und Pommes die Bestseller, mit vegetarischen Gerichten könnte sie die Berufsschüler niemals locken, ist sie überzeugt: "Schon ein Brötchen bestellen sie ,ohne Gesundes', also ohne Salat und so." Und das ist kein Phänomen, das sich auf die Altersgruppe beschränkt. "Bei uns würde ein Veggie Day für Terror sorgen", weiß Jens Ehlers, Koch in einer Klinik am Niederrhein und IHK-Prüfungsausschussvorsitzender in Koblenz. Als er beim Abendbrot zum Beispiel einmal die Wurst weggelassen und stattdessen Käse und selbst gemachte Dips servierte, "da standen die Patienten am nächsten Tag beim Direktor auf der Matte", erzählt er lachend.

Marianne Feigenbutz von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum ist überzeugt: Am besten verwendet man gar nicht erst den Begriff "vegetarisch", "sonst reagieren die Schüler direkt mit Abwehr". In vielen Schulen im Land gebe es bereits ein oder zwei fleischfreie Tage, ohne dass diese aber "Veggie Day" genannt würden. "Aus Gesundheitsgründen ist es unser Ziel, dass wir das ausweiten, aber man muss die Schüler mit ins Boot holen", sagt Feigenbutz, zum Beispiel indem man gemeinsam Rezepte entwickelt. Vor allem ältere Schüler würden auf stur schalten, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen vegetarische Ernährung aufgezwungen wird.

Dabei will man niemanden zwingen, Vegetarier zu werden, betont Julia Burkei, sondern vor allem ein Bewusstsein für gesundes Essen schaffen. "Auch bei uns ist das Teil des Unterrichts", sagt Elke Hofacker aus der Schulleitung der Julius-Wegeler-Schule. Denn wenn es darum geht, woher zum Beispiel Fleisch überhaupt kommt, gibt es bei vielen Schülern Nachholbedarf.


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