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Pflegetag an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar: Rahmenbedingungen für Pflegeberufe sollen deutlich verbessert werden

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Vallendar - Trotz verbesserter Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind Pflegeberufe für viele nach wie vor unattraktiv. Eine landesweit wirkende Kammer soll helfen, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Die Vorbereitungen haben ein entscheidendes Stadium erreicht. Das wurde beim Pflegetag an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar deutlich.

Von unserem Mitarbeiter Reinhard Kallenbach

Die Bezahlung ist schlecht, Fachkräfte sind rar: Trotz verbesserter Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind Pflegeberufe für viele nach wie vor unattraktiv. Das soll sich ändern. Eine landesweit wirkende Kammer soll helfen, die Rahmenbedingungen deutlich zu verbessern. Die Vorbereitungen haben ein entscheidendes Stadium erreicht. Das wurde beim Pflegetag an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) deutlich, an dem rund 150 Fachleute teilnahmen.

Der Campustag der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der PTHV hatte es wirklich in sich. Gehörte doch auch die erste Gründungskonferenz dazu, die die Einrichtung einer Pflegekammer vorbereiten soll. Denn die Voraussetzungen dafür sind gut. In Mainz wird derzeit eine Novelle des rheinland-pfälzischen Heilberufegesetzes vorbereitet, das auch die Gründung einer Pflegekammer ermöglicht. Es gibt derzeit bereits einen Referentenentwurf.

Prof. Dr. Frank Weidner hofft, dass bis Ende des Jahres alles in trockenen Tüchern ist. Dann kann 2015 die Gründung auch formell vorbereitet werden. 2016 soll der reguläre Geschäftsbetrieb folgen. "Unser Herzensanliegen ist es, der Pflege zu einer starken Stimme zu verhelfen", betont der Dekan der pflegewissenschaftlichen Fakultät der PTHV, die wegen ihrer Studienangebote schon jetzt bundesweit eine Sonderstellung hat. Und auch wenn der Sitz der neuen Kammer voraussichtlich Mainz sein wird, könnte die Bedeutung der Hochschule im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung noch weiter zunehmen, zumal Rheinland-Pfalz im Bundesvergleich ganz weit vorn ist. Nur in Schleswig-Holstein sind die Überlegungen ähnlich konkret. Auf jeden Fall ist der Zeitpunkt für den aktuellen Vorstoß gut gewählt. Auch beim Bundespflegetag, der am Donnerstag in Berlin begann, war die Lobbyarbeit ein Thema.

"Die Höhe der Beiträge steht noch nicht fest. Sie werden aber moderat sein", verspricht Frank Weidner, der auf das große Interesse der Pfleger hinweist, sich zu organisieren. Ob die geplante Gründung eine Konkurrenz zu den Gewerkschaften ist? Frank Weidner verneint und weist darauf hin, dass die geplante Kammer keine Tarifverhandlungen führt und Verdi bei den Vorbereitungen mit im Boot ist. Die neue Einrichtung wird in anderen Bereichen aktiv sein: zum Beispiel in der Aus- und Weiterbildung, bei der Versorgungsqualität oder wenn es um die Aufteilung der Landesmittel für die Verbesserung der Rahmenbedingungen in rheinland-pfälzischen Kliniken geht. Gerade bei Letzterem ist der Einfluss der Pflegeberufe zu gering. Und deshalb ist bereits auch das Fernziel formuliert: Wenn es auch in anderen Bundesländern Landeskammern gibt, soll ein neues "Dach" folgen: die Bundespflegekammer. Dann könnte die Lobby der Pflegeberufe ein Wort mitreden, wenn es um die ganz großen Zuschüsse geht. Bislang spielt sie eher eine untergeordnete Rolle. Aktuell sind gerade einmal 10 bis 15 Prozent der Fachkräfte in den Pflegeberufen organisiert.

Derzeit sieht es so aus, dass die Bereitschaft in den Pflegeberufen, sich auch im Rahmen einer Pflichtmitgliedschaft zu organisieren, sehr hoch ist. So hatten sich im vergangenen Jahr von etwa 7000 Pflegern, die sich an einer Abstimmung beteiligt hatten, rund 5000 für die Kammergründung ausgesprochen.

Gemeinsam mit Professor Weidner referierte Andrea Kuhn von der Geschäftsstelle der Gründungskonferenz an der Hochschule in Ludwigshafen. Sie wies auf den Nutzen hin, den Pflegekräfte von einer Kammermitgliedschaft erwarten können. Dazu gehört auch eine Rechtsberatung. Ferner soll die neue Einrichtung eine zentrale Anlaufstelle für nahezu alle fachlichen Fragen sein. Dabei werden auch ethische Aspekte zur Verfügung stehen.

Übrigens: Die 20-köpfige Gründungskonferenz unter dem Vorsitz von Schwester M. Basina Kloos, der Vorstandschefin der Marienhaus Stiftung in Neuwied, arbeitet bereits seit einem halben Jahr intensiv. Anlässlich des Campustages ging sie erstmals in die Öffentlichkeit.

40 000 Mitglieder hätte die neue Kammer auf einen Schlag und wäre damit die größte in den Gesundheitsberufen. Anders als bei den Wirtschaftskammern, in denen die Betriebe Pflichtmitglieder sind, sollen der neuen Kammer wirklich alle Mitarbeiter der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege in Rheinland-Pfalz angehören. Die Einrichtung wäre damit neben der Landesärztekammer und der Landesapothekerkammer eine weitere starke Lobby für die Gesundheitsberufe. ka


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