Kreis MYK - Geld - ein Thema mit dem sich nur die wenigsten Frauen gerne auseinandersetzen. Wie nötig es ist, zeigt eine OECD-Studie: Deutsche Frauen bekommen im Schnitt nur halb so hohe Renten wie Männer.
Erziehungszeiten, niedrigere Gehälter, Teilzeit, Minijobs, all das macht sich im Alter bemerkbar. Wie Frauen gegensteuern können, darum geht es bei einer kostenlosen Veranstaltung des Kreises Mayen-Koblenz und des Landfrauenkreisverbands am Donnerstag, 16. Januar, in der Vulkanhalle in Kruft (Jahnstraße). Ab 16 Uhr lädt Landrat Alexander Saftig zum Austausch bei Kaffee und Kuchen ein. Danach referiert Josephine Holzhäuser von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz über Altersvorsorge für Frauen.
Dass auch im Kreis MYK Bedarf besteht, zeigt die Statistik der Agentur für Arbeit: Rund die Hälfte aller Frauen zwischen 15 und 65 Jahren war hier im Jahr 2012 erwerbstätig. Von allen Vollzeitbeschäftigten waren Mitte 2013 nur rund 30 Prozent Frauen, bei den Teilzeitbeschäftigten betrug ihr Anteil dagegen über 80 Prozent, bei den Minijobs knapp 65 Prozent. Warum es wichtig ist, sich nicht nur auf den Mann zu verlassen, erzählt Josephine Holzhäuser im Gespräch mit unserer Zeitung.
30 von 1000 Westdeutschen über 65 leben laut Statistischem Bundesamt bereits jetzt von Grundsicherung im Alter. Welche Frauen sollten unbedingt etwas tun, damit sie im Alter nicht dazugehören?
Grundsätzlich sollte sich jeder mit seiner Rente auseinandersetzen. Für Frauen gilt das ganz besonders, weil sie in der Regel Ausfallzeiten für die Kindererziehung haben und danach oft nur in Teilzeit arbeiten. Die gesetzliche Rentenversicherung berät kostenlos, da bekommt man einen Überblick über seine bisherigen Anwartschaften.
Viele Frauen verlassen sich beim Thema Finanzen ganz auf ihre Männer. Warum ist das gefährlich?
Jeder hofft, dass seine Beziehung hält, aber da sprechen die Scheidungszahlen eine andere Sprache. Es ist nicht mehr wie früher, dass die Ehe eine Absicherung auf Dauer ist. Wenn es nicht gut geht, stehen Frauen oft besonders schlecht dar. Wenn der Familienrat entscheidet, dass die Mutter aus dem Job aussteigt, dann sollte er auch beschließen, dass für die Altersvorsorge der Frau zusätzlich gespart wird.
Eine Möglichkeit dafür sind Riester-Verträge. Hier gab es viel Kritik an hohen Kosten. Gilt das immer noch?
Das gilt nicht pauschal für alle Riester-Produkte. Die hohen Kosten gibt es besonders bei den fondsgebundenen Riester-Rentenversicherungen. Die sind aber für die wenigsten geeignet.
Sind Riester-Verträge wegen der höheren staatlichen Zulagen nur für Mütter richtig interessant?
Nein. Es gibt bei Riester nicht nur Zulagen, sondern auch Steuervorteile. Deswegen kann sich das auch für Gutverdiener ohne Kinder lohnen. Für den Zuschuss muss man vier Prozent des Bruttogehalts in den Riester-Vertrag investieren. Für viele Mütter ist das viel Geld.
Mütter bekommen die Grundzulage von 154 Euro und für jedes Kind, das nach Januar 2008 geboren ist, 300 Euro (für ältere Kinder 185 Euro) pro Jahr. Diese Zulagen können sie von dem Mindestsparbeitrag abziehen. Oft müssen Mütter in Teilzeit mit zwei Kindern nur den Pflichtsockelbetrag von 60 Euro im Jahr zahlen.
Welches Produkt würden Sie Müttern mit Teilzeitjob empfehlen?
Die günstigste Variante ist der Banksparplan mit jährlich 10 bis 15 Euro Kosten, aber da gibt es im Moment ganz mickrige Zinsen. Wir empfehlen dennoch am häufigsten Banksparplan und Fondsparplan, letzteren besonders Menschen bis 40 Jahre, weil er die Chance auf eine höhere Rendite bei einem überschaubaren Risiko mit einer Kapitalerhaltungsgarantie birgt. Diese Garantie gibt es übrigens bei allen Riester-Produkten.
Können Frauen alleine mit Riestern ihre Rentenlücke schließen?
Nein. Gerade wenn sie nur sehr wenig einzahlen, haben sie zwar eine ordentliche Rendite durch die Zulagen, aber unter dem Strich kommt da ein Betrag im Monat raus, von dem sie vielleicht essen gehen können. Das heißt aber nicht, dass Frauen nichts machen sollen. Aber bei mehr stoßen ganz viele Familien an ihre finanziellen Grenzen.
Frauen, die ihren Minijob vor dem Jahr 2013 aufgenommen haben, können freiwillig die Rentenversicherungsbeiträge aufstocken. Empfehlen Sie das?
Wenn diese Frauen eigene Rentenbeiträge zahlen, sind sie unmittelbar riesterförderungsfähig. Deswegen können sie darüber nachdenken.
Wie rechnen Frauen sich unter Berücksichtigung der Inflation und der im Rentenalter zu zahlenden Krankenkassenbeiträge und Steuern die notwendige Rentenhöhe aus?
Wenn es um eine 35-Jährige geht, gleicht das einem Blick in die Glaskugel. Wir wissen nicht, wie sich die Sozialversicherungssysteme und die Steuern verändern werden. Es gibt aber einen kostenlosen Rentenlückenrechner der Stiftung Warentest, mit dem sie einen groben Anhaltspunkt bekommt.
Man soll früh anfangen mit dem Sparen, aber jungen Frauen fällt es schwer, sich auf feste Rentenversicherungsbeiträge festzulegen. Was raten Sie ihnen?
Viele junge Leute haben nur noch befristete Verträge und sind auch mal arbeitslos. Denen kann man nicht guten Gewissens langfristige Altersvorsorgeverträge empfehlen. Denn der Ausstieg aus Rentenversicherungen ist immer mit hohen Kosten verbunden. Für junge Menschen steht die Berufsunfähigkeitsversicherung an erster Stelle. Wenn dann noch etwas übrig ist, raten wir zum Rücklagenaufbau.
Das Gespräch führte unsere Mitarbeiterin Yvonne Stock