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Geschäftsleute und Anwohner in Koblenz fordern das Aus für Fußgängerzone

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Koblenz - Vor einem Jahr wurden neue Fußgängerzonen in der Alt- und Innenstadt eingerichtet. Viele Geschäftsleute und Anwohner wollen diese Regelung nicht mehr.

Vor ziemlich genau einem Jahr wurden die neuen Fußgängerzonen in der Alt- und Innenstadt eingerichtet. Wer denkt, dass sich mittlerweile jeder an die Umstellung gewöhnt haben müsste, der irrt: Mehr als 20 Geschäftsleute, außerdem zahlreiche Anwohner aus dem Bereich rund um die Liebfrauenkirche haben einen offenen Brief unterzeichnet, mit dem die Altstädter fordern, die neue Regelung wieder zurückzunehmen.

"Auch nach zwölf Monaten sind die Einschränkungen tagtäglich für Mieter, Vermieter, Gewerbetreibende, Geschäfte, Gastronomie sowie Kirchgänger oder Besucher des DRK-Hauses der Begegnung fühlbar", schreiben sie. Das Wohnen in der Altstadt hat sich ihrer Erfahrung nach deutlich erschwert. Ihre Forderung: Statt einer Fußgängerzone sollte ein verkehrsberuhigter Bereich mit erhöhter Kontrolle eingerichtet werden, außerdem ein Nachtfahrverbot. Tagsüber sollte die Altstadt für den Verkehr geöffnet werden. Alles so wie früher also.

Lange wurde über die Einrichtung der Fußgängerzonen in Görgenstraße, Entenpfuhl, Kornpfort-straße, Braugasse, "An der Liebfrauenkirche" und Münzstraße diskutiert, gerade Anwohner und Geschäftsleute meldeten Bedenken an. Schließlich stimmte der Stadtrat einstimmig für das Projekt.

Die neue Regelung sieht vor, dass Geschäfte und Wohnungen der Anlieger ausschließlich von 5 bis 11 Uhr beliefert werden dürfen. Danach kommen nur noch Leute mit einem Auto rein, die einen Stellplatz im Bereich der Fußgängerzone haben. Für Menschen mit Behinderung gibt es keine Ausnahme. Im Alltag sind die Neuerungen den Briefschreibern zufolge ein echtes Problem: Anwohner müssen ihre Einkäufe herbeischleppen, Gehbehinderte einen relativ weiten Weg von Parkplätzen in die Altstadt zurücklegen. Gerade Gewerbetreibende und Gastronomen haben ein Problem damit, dass nach 11 Uhr nichts mehr angeliefert werden kann, auch keine verderblichen Waren, bei denen die Kühlkette eingehalten werden muss. Andere Fußgängerzonen wie die Löhrstraße hätten es da leichter, da die Läden auch von der Rückseite angedient werden können.

Kunden, so ist die Befürchtung der Geschäftsleute, seien nicht bereit, ihre Einkäufe bis zu einem weiter entfernten Parkplatz zu transportieren. "Es stellt sich die Frage, wer läuft zweimal 400 Meter vom Parkplatz in die Altstadt, um einen Blumenstrauß oder eine Torte abzuholen", heißt es in dem Schreiben. Die Kunden würden dann andere Betriebe oder die Grüne Wiese vorziehen.

Wie die Stadt die Situation ein Jahr nach Einrichtung der Fußgängerzonen beurteilt, ob sie Nachbesserungsbedarf sieht oder zufrieden mit der Neuerung ist, dazu gibt sie keine Stellungnahme ab. "Kurz vor Fristablauf sind zwei Anträge auf Normenkontrolle gegen die Bebauungspläne eingereicht worden", sagt Stadt-Pressesprecher Thomas Knaak. Wegen des schwebenden Verfahrens wolle sich die Stadt nicht äußern.

Die Altstädter sind jedenfalls überzeugt: "Ein pulsierendes Leben und ein Herz für die Altstadt sehen anders aus." Bewohner und Gewerbetreibende befürchten, dass die Leute abwandern und die Altstadt zu einem bloßen Museum verkommt. Deshalb fordern sie: "Das Wohnen und Arbeiten in der Altstadt muss deutlich erleichtert werden, damit es auch in Zukunft attraktiv bleibt."

Stephanie Mersmann


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