Der Jugendhilfeausschuss hatte schon frühzeitig für eine Fortführung der Sozialarbeit an Schulen plädiert, auch wenn der Bund 2014 aus der Förderung aussteigt (die RZ berichtete mehrfach).
Die Finanzierung der Sozialarbeiterstellen erfolgte bisher auf zwei unterschiedlichen Wegen: Bis zum Inkrafttreten des Bildungs- und Teilhabepakets (BUT) des Bundes wurden diese an Realschulen plus und integrierten Gesamtschulen mit einer Kofinanzierung durch Land und Landkreis sichergestellt. Das Land leistete 30 600 Euro je Vollzeitstelle, der Landkreis beteiligte sich mit 50 Prozent dieses Förderbetrages, also 15 300 Euro. Nach Einführung des BUT reduzierte das Land seine Förderung in zwei Schritten bis auf den hälftigen Betrag. Es will aber, wenn das BUT 2014 ausläuft, seine Förderung in der vorherigen Höhe wieder aufnehmen.
Anders verhält es sich mit den im Rahmen des BUT eingerichteten Stellen für Grundschulen, Förderschulen und Gymnasien. Für diese Schularten wurden über die BUT-Mittel und einen 30-prozentigen zusätzlichen Anteil der Verbandsgemeinden als Maßnahmenträger befristet für die Jahre 2012 und 2013 Schulsozialarbeiterstellen eingerichtet. Da sowohl der Bund klargemacht hat, dass das BUT nicht fortgeführt wird, als auch das Land deutlich signalisiert hat, es werde und könne nicht für den Bund in die Bresche springen, sieht sich nun der Landkreis in der Pflicht. Dies auch, weil von allen Seiten, Jugendhilfe, Schulen und Kommunen, die Schulsozialarbeit mittlerweile als unverzichtbar definiert worden ist.
Bleibt der Bund bei seinem Nein, wovon nach aktueller Sachlage auszugehen ist, wird das den Landkreis teuer zu stehen kommen. Denn er wird dann für die vollständige Förderung der bisherigen vom Bund finanzierten BUT-Stellen für Grundschulen, Förderschulen und Gymnasien aufkommen müssen. Unter der Annahme, dass es bei allen bisherigen 9,9 Stellen verbleibt, kommen auf ihn zusätzliche Aufwendungen von rund 455000 Euro zu; für die bisherigen Projektträger, also für die Verbandsgemeinden, verbleibt es bei den Eigenanteilen von 30 Prozent.
Albrecht Kahl
Schulsozialarbeiter haben viele Aufgaben
Die Aufgaben von Schulsozialarbeitern sind so vielfältig wie die Probleme der Schüler. Sie kümmern sich um diese, wenn sie Probleme in der Schule oder zu Hause, Stress mit Freunden oder Liebeskummer haben. Nicht nur die Schüler, auch die Lehrer kommen auf sie zu, wenn sie es mit schwierigen Klassen zu tun haben. Für das Jugendamt sind sie ebenfalls Schnittstelle zur Schule. Denn wenn Betreuer des Jugendamts in schwierigen Familien aktiv sind, arbeiten sie mit ihnen zusammen. Schulsozialarbeiter sind Vertrauenspersonen. Das bedeutet: Wenn die Schüler Probleme vorbringen, besprechen sie diese im Anschluss nur mit Eltern oder Lehrern, wenn die Schüler damit einverstanden sind. Die Sozialarbeiter helfen aber auch, sich in der Berufswelt zu orientieren, und organisieren Projekte. atk
Attacken auf Bundes- oder Landesregierung - Fraktionen im Kreistag bewerten die Finanzierung unterschiedlich
Obwohl sie eigentlich alle einer Meinung sind und betonten, die Schulsozialarbeit sei unverzichtbar und müsse vom Kreis gefördert werden: Die Fraktionen im Kreistag wollten es sich nicht verkneifen, je nach politischer Couleur auf die SPD-geführte Landesregierung oder die geschäftsführende CDU-dominierte Bundesregierung zu schimpfen.
Der Bund dürfte gar nicht die Schulsozialarbeit dauerhaft finanzieren, das verbiete das Grundgesetz, stellte Horst Hohn (CDU) fest. Das Land seinerseits mache es sich einfach, verweigere die Finanzierung der Sozialarbeit an Grund-, Förderschulen und Gymnasien und verweise auf die Zuständigkeit der Kommunen im Rahmen der Jugendhilfe. Hans-Georg Schönberg (FWG) warf dem Land vor, seinen finanziellen Beitrag für die Schulsozialarbeit mal zu reduzieren, mal aufzustocken - man könne sich auf nichts verlassen. Das sah Marc Ruland (SPD) ganz anders. Er erinnerte daran, dass unter SPD-Führung die Schulsozialarbeit 1995 eingeführt worden sei. An den Schulen, die schon immer von der Landesförderung profitiert hätten, führe das Land die Sozialarbeit auch weiter. Ruland warf seinerseits dem Bund vor, zunächst in die Förderung der Sozialarbeit eingestiegen zu sein und sich jetzt wieder davon zu verabschieden. Oliver Engels (FDP) mahnte im Hinblick auf die 450 000 Euro, die die Förderung der Sozialarbeit den Landkreis künftig pro Jahr kostet, man müsse auch die Leistungsfähigkeit des Landkreises im Blick behalten. atk