Wenn die Platanen diese Geschichten erzählen könnten, dann bekämen sie dabei jetzt deutlich besser Luft. Denn in den vergangenen drei Jahren ist der 330 Meter lange Weg saniert worden: Die Breite wurde reduziert, der Weg angehoben, damit er die Baumwurzeln nicht mehr so stark stört. Der Asphalt, der bis direkt an die Baumstämme heranreichte, wurde aufgebrochen und mit einem Kiesstreifen eingefasst. So bekommen die Bäume mehr Luft, Wasser und Nahrung. "Ich hoffe ja, dass ich sie auch noch von unten sehen kann", sagt Baudezernent Martin Prümm bei der Vorstellung der Sanierungsergebnisse. "Und ich will ganz schön alt werden!"
Kein Radweg wird ausgewiesen
Die Chancen, dass die Platanen ihn tatsächlich überleben, stehen ganz gut, sagt Rüdiger Dittmar, Leiter des Eigenbetriebs Grünflächen und Bestattungswesen, der die 500 000 Euro für die Sanierung in den Jahren seit 2010 aus eigenen Mitteln erbracht hat. Die Platanenallee ist das Herzstück des Hauptfriedhofs: Besonders dort finden sich viele Menschen, die den Friedhof nicht nur besuchen, um zu einem Grab zu gehen, sondern auch, um zu spazieren. Im Übrigen hat sich die Stadt auch deshalb entschlossen, auf dem Platanenweg keinen Radweg auszuweisen, wie manche es angeregt hatten, sagt Martin Prümm.
Nicht nur der Weg wurde saniert, sondern auch das alte Hochkreuz vor der Trauerhalle. Wie sehr etwas dazugehört, merkt man manchmal erst, wenn es fehlt: Das Kreuz war im Jahr 2005 angefahren und beschädigt worden und musste aus Sicherheitsgründen abmontiert werden. Im Auftrag des Eigenbetriebs Grünflächen- und Bestattungswesen entstand in Abstimmung mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesdenkmalpflege, eine originalgetreue Replik des Bildwerkes, die 2011 auf dem historischen Sockel errichtet wurde. Die Fragmente des ursprünglichen Kreuzes wurden im neuen Mittelrhein-Museum im Kulturbau eingelagert.
Bereits seit Mai 1820 wird der Friedhof genutzt. Früher gab es einen Friedhof in der Stadt, etwa auf dem Gelände, auf dem heute die Herz-Jesu-Kirche steht. Das preußische Militär benötigte den Platz aber für die Stadtbefestigung. Also wurde der Hauptfriedhof am Fuß der Karthause angelegt und im Mai 1820 geweiht. Schon wenige Jahre später reichte der Platz nicht mehr aus, der Friedhof wurde mehrfach erweitert.
Lücken müssen mitgepflegt werden
Doch Bestattungstraditionen ändern sich. Viele Menschen brauchen oder wollen keine großen Familiengräber mehr. Auch dadurch gibt es viele Lücken auf dem Hauptfriedhof, die vom Eigenbetrieb mitgepflegt werden müssen. Die Stadt hat früh auf die veränderte Situation reagiert und am Friedhof ein Beratungsbüro eingerichtet (die RZ berichtete mehrfach). Dort informieren Mitarbeiterinnen über alle Bestattungsmöglichkeiten und zeigen konkrete Beispiele. Dieser Service wird so gut angenommen, dass vor einiger Zeit die Öffnungszeiten ausgeweitet wurden. Das Büro ist nun dienstags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet.
Doris Schneider