So viel steht fest: Es wird dabei nicht nur um Baumaßnahmen gehen, sondern auch um die soziale Begleitung des Projekts. Und dafür braucht die Gesellschaft Zuschüsse des Landes. Vor diesem Hintergrund informierte sich am Donnerstag Finanz- und Bauminister Carsten Kühl an Ort und Stelle.
Planungen aufmerksam verfolgt
Konkret geht es um einen Bereich mit 330 Wohnungen und einer Wohnfläche von 25 000 Quadratmetern. Diese sollen für die kommenden Jahre fit gemacht werden. Das bedeutet, das neben einer energetischen Sanierung auch der seniorengerechte Umbau auf der Agenda steht. Nicht umsonst verfolgen die Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungsunternehmen und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz die Planungen sehr aufmerksam. Deshalb war die "Weiße Siedlung" auch ein Schwerpunkt der diesjährigen Sommer-Fachreise beider Institutionen. Und Teilnehmer Carsten Kühl macht Koblenz Hoffnungen, dass für die Großsiedlung Neuendorf Mittel aus den unterschiedlichsten Töpfen fließen könnten - obwohl das Land angesichts sinkender Zuschüsse aus dem Bundesprogramm Soziale Stadt immer öfter einspringt.
Viele Belastungsfaktoren
Für ein Engagement des Landes sprechen aber schon allein die Dimensionen der Siedlung, die nach Aussage von Marie-Theres Hammes-Rosenstein mit insgesamt 758 Wohneinheiten der flächenmäßig größte zusammenhängende sogenannte soziale Brennpunkt im Land ist. Die Bürgermeisterin und Wohnbau-Aufsichtsratschefin präsentierte weitere unerfreuliche Fakten. Dazu gehört auch, dass die Mieter - bezüglich des Altersdurchschnitts - zwar jung sind, aber rund 50 Prozent der Kinder in sogenannten Bedarfsgemeinschaften leben und damit von Hartz IV abhängig sind.
Dazu kommen weitere soziale Belastungsfaktoren. Die Statistiker haben ermittelt, dass die Großsiedlung stadtweit die höchste soziale Belastung hat. Dazu kommt, dass die Großsiedlung mit einem Anteil von 10 Prozent der Stadtteil mit der höchsten Arbeitslosenquote ist. Der Ausländeranteil ist mit 19,6 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Stadtgebiet (8,6 Prozent). Und schließlich liegt dort der Anteil der Deutschen mit einem sogenannten Migrationshintergrund bei 29,6 Prozent. Der Koblenzer Durchschnitt beträgt 17,4 Prozent. Schon aus den reinen Zahlen resultiert, dass die Sozial- und Integrationsbetreuung so wichtig ist wie die Sanierungsmaßnahmen selbst. Denn trotz aller bisherigen Bemühungen mussten Wohnbau-Geschäftsführer Michael Siegel und Prokurist Matthias Wollny einräumen, dass Vandalismus und Gewalt eben keine Ausnahmen sind. Diese Umstände haben zu einer hohen Fluktuation geführt. Die Koblenzer Wohnbau, die jährlich fast 5 Millionen Euro in Erhaltung und Instandsetzung von Wohneinheiten investiert, will nun mit einem weiteren Maßnahmenpaket gegensteuern und größere, abgewohnte Einheiten, in kleine, aber moderne Wohnungen teilen. Die in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren erbauten Häuser der "Weißen Siedlung" sollen zudem mit Fahrstühlen nachgerüstet werden. Und nicht zuletzt sollen die ergrauten Fassaden farbig saniert werden. Darüber hinaus denkt man intensiv über eine Verbesserung des Freizeit- und Betreuungsangebote für Jugendliche nach.
Reinhard Kallenbach