Mit ihrer bundesweiten Analyse der Zinsen für Dispositionskredite hat die Stiftung Warentest für Wirbel gesorgt. In der aktuellen Ausgabe des Magazins "Finanztest" ist im Falle der Privatkonten sogar von "Abzocke" die Rede. Liegt doch der durchschnittliche Zinssatz bei 11,31 Prozent - und das, obwohl die Institute bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld für historisch niedrige 0,5 Prozent leihen können. Vor allem mit den Volks- und Raiffeisenbanken gehen die Tester hart ins Gericht. Aber nicht nur mit diesen. Wir haben uns deshalb in der Region umgehört.
Die gute Nachricht zuerst: Vom Rekordwert 14,75 Prozent, den zum Beispiel die Volksbank Fuldatal in Hessen für private Dispositionskredite verlangt, sind die Banken und Sparkassen an Rhein und Mosel weit entfernt. "Aktuell bieten wir unseren Kunden einen Sollzinssatz von 9,75 Prozent", erklärt Elmar Schmitz. Der Vorstandschef der Volksbank RheinAhrEifel weist darauf hin, dass sein Institut bereits 2010 eine automatisierte "Zinsgleitklausel" eingeführt hat. Vor diesem Hintergrund seien allein im vergangenen Jahr wegen des niedrigen Zinsniveaus die Zinsen viermal gesenkt worden.
"Hier spielt auch die EZB eine Rolle, da sie den Leitzins vorgibt, an dem wir uns neben anderen Zinskomponenten orientieren", führt Elmar Schmitz weiter aus und ergänzt: "Seit 2008 sind wir um 4,5 Prozent mit dem Zinssatz nach unten gegangen. Wenn man sich die Leitzinsentwicklung der EZB ansehen, wird man denselben Trend bemerken."
Aus Sicht der Banken ist der Dispositionskredit ohnehin kein Langzeitinstrument. Er ist dazu da, Kunden innerhalb einer festgelegten Kreditlinie eine Überziehungsmöglichkeit zu geben. Damit sollen kurzzeitige Geldengpässe überbrückt werden. Für alles andere sind die in der Regel günstigeren Konsumentenkredite da. Auf den Gewinn der Institute wirken sich die Einnahmen für die Dispos nicht so stark aus wie landläufig angenommen. Im Falle der Volksbank RheinAhrEifel bedeutet dies: Gerade mal 0,9 Prozent der Bilanzsumme werden in diesem Segment erwirtschaftet. Bemerkenswert ist auch, dass dieses Institut die deutlich höheren Zinsen für die "geduldete Überziehung", die über die eingeräumte Kreditlinie hinausgeht, abgeschafft hat. Die Auswirkungen dürften sich in Grenzen halten. Wer Gefahr läuft, über die Stränge zu schlagen, erhält in der Praxis unangenehme Post - oder einen unerfreulichen Anruf.
Teurer wird der Privatdispo bei der Volksbank Koblenz Mittelrhein. Hier werden aktuell 11,90 Prozent fällig. Werner Birkenheier betont, dass auch die "Koblenzer" den Zinssatz vierteljährlich anpasse, "sofern sich der Referenzzins EZB um mehr als 0,25 Prozent verändert hat". Der Bereichsleiter Vertriebsservice weist darauf hin, dass das Angebot im Kontext eines flächendeckenden Geschäftsstellennetzes mit persönlichen Ansprechpartnern und umfassenden Beratungsleistungen steht. Das heißt im Umkehrschluss, dass Institute ohne Filialnetz günstiger sein können. Für diese Annahme spricht das Beispiel der ebenfalls genossenschaftlich organisierten PSD Bank Koblenz, bei der lediglich 8 Prozent fällig werden. Dafür punkten andere mit der Präsenz in der Fläche. Damit werben vor allem die Sparkassen. Dennoch stehen die Kreissparkasse Mayen (9,48 Prozent) und die Sparkasse Koblenz (10,03 Prozent) recht gut da.
Deutlich schlechter schneiden die Großbanken ab. Die Deutsche Bank verlangt aktuell 12,25 Prozent, die Commerzbank sogar 13,25 Prozent. Bei der HypoVereinsbank sind 11,15 fällig. Ein anderes Modell hat die Postbank. Hier werden erst ab einem Minus von 501 Euro 13,47 Zinsen berechnet. Kunden sollten genau prüfen, was zu ihnen passt. Denn die gerade von großen Instituten angebotenen Gratiskonten sind in der Regel mit höheren Dispozinsen verbunden.
Reinhard Kallenbach