Der Zahn der Zeit hatte in der jüngsten Vergangenheit allerdings doch mächtig an der dreischiffigen Emporenbasilika, deren Empore sogar begehbar ist, genagt. Nach längeren Restaurierungsarbeiten, die unter anderem den Wandmalereien galten, die die acht Seligpreisungen zeigen, wurde die Kirche nun mit einer großen Feier wieder für Besucher freigegeben.
Initialzündung zur Sanierung der alten Kirche war die großzügige Spende einer Dame aus Güls. Dieses Geld wurde verwendet, um im Herbst 2005 die Stiftung "Alte Kirche Güls" ins Leben zu rufen. Neben dem Erhalt der Emporenbasilika gehört auch die Pflege der Kapellen und Bildstöcke innerhalb von Güls zum Satzungszweck. Um die Sanierung zu bewerkstelligen, gab es außer den Mitteln aus dem Kapitalstock der Stiftung noch zahlreiche weitere Geldgeber.
Die alte Kirche soll zukünftig stärker genutzt werden als bisher. "Wir wollen außer den Gottesdiensten, die hier jeden Mittwochmorgen stattfinden, auch Konzerte und Vorträge veranstalten, um so auch zum Unterhalt des Gebäudes etwas beitragen zu können", kündigte der Gülser Pfarrer Herbert Lucas an. Allerdings werden diese Vorträge wohl nicht im Winter stattfinden können, denn die Kirche verfügt über keine Heizung, weswegen auch die Mittwochs-Gottesdienste nur bis Allerheiligen gefeiert werden können.
Was die alte Kirche am Eingang der Gulisastraße dabei besonders auszeichnet, ist neben der Wandmalerei auch ihre architektonische Geschlossenheit. "Wir haben hier eigentlich nur sechs bis sieben verschiedene Bauphasen. Das ist für eine Kirche diesen Alters sehr wenig", betonte Restaurator Andreas Hartmann während der Einweihungsfeier. Manche Baumaßnahme musste dabei im Laufe der Geschichte auch wieder rückgängig gemacht werden. So hat man, wie Andreas Hartmann hervorhob, beispielsweise im Barock die Pfeiler, die die Fenster der Empore unterteilen, weggenommen. Aus statischen Gründen musste man diese Pfeiler wieder einsetzen.
Die alte Kirche in Güls, die wie die zwischen 1833 und 1840 erbaute jüngere Pfarrkirche des Stadtteils mit den charakteristisch spitzen Türmen dem heiligen Servatius geweiht ist, hat einen fast quadratischen Grundriss, ist sie doch knapp 17 Meter lang und gut 14 Meter breit. Die Hochwände der spätromanischen Kirche werden dabei von spitzbogigen Arkaden getragen. Das Mittelschiffe und die Vorhalle der Kirche haben dabei Rippengewölbe, die Seitenschiffe und die Emporen Gratgewölbe.
Peter Karges