Heute Abend um 19 Uhr spielt es keine Rolle, dass die Stehplatzränge im Stadion Oberwerth noch keine Entwässerungsanlagen haben, dass die Wege hinter Block 2 nicht befestigt sind, die Haupttribüne und damit auch die Umkleidekabinen und sanitären Anlagen ihre besten Zeiten schon lange hinter sich haben und Leichtathletikfeste regelmäßig bei Regen abgesagt werden müssen, weil dann die Innenbahnen der Laufbahn rutschig und damit höchst unsicher werden. Heute Abend um 19 Uhr geht es um Fußball.
Die TuS-Spieler empfangen die Profis von Schalke 04 zu einem Freundschaftsspiel. Und das Stadion wird zwar vermutlich nicht voll, aber dennoch gut gefüllt sein, hoffen die Verantwortlichen. Mehr als 5500 Karten sind im Vorverkauf bereits weggegangen.
Nur noch 9500 Plätze umfasst das Stadion heute, zwei Jahre nach dem Abstieg in die Regionalliga. Damals konnten noch 15 000 Menschen die Spiele der TuS verfolgen. Der Oberbau der Tribüne auf der Gegengeraden ist ebenso abgebaut worden wie die Tribüne in der Südkurve. Auf den Stehrängen im ehemaligen Block 4, ganz in der südwestlichen Ecke, wächst schon lange Gras.
Dabei hat die Stadt, die Besitzerin des Stadions ist und es für die Heimspiele an die TuS vermietet, in den vergangenen Jahren einiges investiert, sagt Sport- und Bäderamtsleiter Rüdiger Sonntag. Allerdings sieht man die meisten Ergebnisse der Pflichtaufgaben nicht: weder die neuen Schmutzwasserkanäle zwischen Stadion und Tribüne noch die Regenwasserentwässerung. Aber all diese Punkte sind vorrangig, weil sie von der Struktur- und Genehmigungsdirektion schon vor Jahren gefordert wurden. Und diese Liste ist noch längst nicht abgearbeitet.
Nicht auf der Liste, aber dennoch dringlich ist die Sanierung der Laufbahn. Die Innenbahnen werden bei Regen so rutschig, dass man sie nicht ohne Spikes benutzen kann, sagt Sonntag. "Die Laufbahn gibt es schon seit etwa 1978, der Zustand ist schlecht." Derzeit wird geprüft, ob eine Sanierung der Bahn wirtschaftlich vernünftig ist oder ob eine neue gebaut werden müsste. Das letzte Wort hat dann der Stadtrat.
Wie auch bei der Tribüne, die aus dem Jahr 1936 stammt und in deren Inneren die Kabinen und Sanitäranlagen sind. "Schön sind die nicht mehr", sagt Rüdiger Sonntag. "Allerdings kennt man die finanzielle Lage der Stadt: Da kann ,schön' im Moment keine große Rolle spielen."
Das alles wird heute um 19 Uhr keine (große) Rolle spielen. Dafür aber ein anderer Aspekt. Denn einen Pluspunkt hat das Stadion: "Um den Rasen beneiden uns viele andere Vereine", sagt TuS-Pressesprecher Julian Turek. Warum der so gut ist, weiß er nicht genau. Vielleicht, weil das Stadion im Wasserschutzgebiet liegt. Jedenfalls wird auf diesem Rasen heute Abend der Ball rollen.
Die Abendkassen öffnen um 17 Uhr. Allerdings gibt es keine Sitzplatz-Tickets und auch keine Rollstuhlfahrer-Karten mehr. Auch der Stehplatzbereich Block 2 ist fast ausverkauft und für die Schalke-Kurve (Block 3) gab es gestern Nachmittag nur noch rund 100 Eintrittskarten. Besser sieht es für den Stehplatzbereich in Block 1 aus: Da gibt es noch ausreichend Karten.
Im Gegensatz zu Parkplätzen in Stadionnähe übrigens. Deshalb bittet der Verein alle Fans, möglichst frühzeitig anzureisen und wenn nötig die Pendelbusse von den Parkplätzen der Hochschule Koblenz (Karthause) zum Stadion Oberwerth zu nutzen. Die Hinfahrten erfolgen zwischen 17 und 19 Uhr, eine Stunde nach dem Spiel geht es zurück.
Von unserer Redakteurin Doris Schneider