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Seilbahn oder Welterbe: Was ist wichtiger?

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Koblenz - In der Diskussion um den Erhalt der Seilbahn spielt auch das Welterbe eine Rolle, das an diesem Sonntag mit dem Welterbetag wieder groß gefeiert wird. Aber gefährdet der Unesco-Titel den Fortbestand der Seilbahn? Aus Sorge stellen Seilbahn-Anhänger immer wieder eine Frage: Wozu brauchen wir den Welterbetitel überhaupt?

Dass dieser unverzichtbar ist, davon ist offensichtlich jeder überzeugt, der mit dem Thema zu tun hat. Politiker aus Stadt, Region und Land, Touristiker, Industrie- und Handelskammer - alle sagen übereinstimmend: Die Auszeichnung als Welterbe Oberes Mittelrheintal ist ein Gewinn für die Region. Dabei wird immer wieder die Bedeutung der Seilbahn gerade für die Erlebbarkeit des Welterbes betont - wovon man auch die Unesco überzeugen will.

"Die Unesco hat nicht die Rheinromantik unter Schutz gestellt, sondern eine Region, die auch eine alte Verkehrslandschaft ist", betont Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, Regierungsbeauftragter für das Unesco-Welterbe Rheinland-Pfalz. Er will als Teil der deutschen Delegation bei der Tagung der Welterbekommission in Kambodscha Lobbyarbeit für die Seilbahn machen. Ein Infofilm etwa soll zeigen, welchen Nutzen die Seilbahn bringt, wie sie Stadt und Festung zusammenrücken lässt.

Für Schumacher ist das Mittelrheintal ohnehin nicht vergleichbar mit anderen Welterbestätten: "Es würde niemand auf die Idee kommen, neben die Porta Nigra ein Parkhaus zu bauen. Aber in einer Region muss es auch Entwicklung geben, die Leute müssen ihr Geld verdienen - das sieht auch die Unesco."

Auch für die Industrie- und Handelskammer Koblenz, die immer die Bedeutung der Seilbahn herausgestellt hat, gibt es kein Entweder-Oder zwischen Seilbahn und Welterbe. "Es ist an den Verantwortlichen, die Bedeutung der Seilbahn für das Welterbe vor der Unesco herauszustellen", fordert IHK-Sprecher Robert Lippmann.

Eine Aberkennung des Welterbetitels ist für den Regierungsbeauftragten ohnehin kein Thema. Die Region Mittelrhein sei auch nicht vergleichbar mit der Stadt Dresden, wo das Welterbe-Aus keinen Rückgang der Touristenzahlen mit sich gebracht hat: "Dresden ist eine einzige Stadt und hat so viele Kulturschätze, dass sie auch so genug Kulturtouristen anzieht. Wir können uns das aber nicht leisten."

Auch die Umstände, die im Fall des Dresdner Elbtals zu einer Aberkennung des Welterbestatus geführt haben, waren ganz andere, betont Bertram Fleck, Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises und Vorsitzender des Zweckverbands Welterbe Oberes Mittelrheintal: "In Dresden wurden schon die Fundamente für die Waldschlösschenbrücke gegossen, als noch die Verhandlungen mit der Unesco liefen." Bei der Seilbahn wie auch bei der Mittelrheinbrücke suche man hingegen immer den Dialog mit der Unesco und beziehe diese ein.

Einen Alleingang der Stadt Koblenz in Sachen Welterbe befürchtet Fleck nicht: "Bei allem Respekt für Koblenz: Die Stadt ist nur die Eintrittspforte, die Gesamtheit macht das Welterbe aus. Etwas anderes würde die Stadt aber auch nie sagen." Ohnehin: Selbst bei einem Seilbahn-Veto der Unesco könnte sich die Stadt gar nicht allein gegen das Welterbe entscheiden. "Kritiker übersehen: Es ist überhaupt nicht möglich, diese Entscheidung allein zu treffen. Wir brauchen die Zustimmung des Landes", betont Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig.

Und das Land habe deutlich gemacht, dass ein Kompromiss gefunden werden muss, weshalb von vornherein klar war, dass man mit der Unesco und nicht gegen die Unesco arbeitet. Hinzu kommt, dass nicht allein die Meinung der Unesco zählt, so der OB. Auch die Denkmalpflege des Landes und der Kirche haben ein Wörtchen mitzureden. Und deren Probleme mit der Seilbahn sind bekannt.

Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann


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