Quantcast
Channel: Newsletter der Rhein-Zeitung: Wirtschaft in Rheinland-Pfalz
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11673

Gastspiel in Koblenz: Der Horror-Circus ist 
erschreckend unterhaltsam

$
0
0

Koblenz - Gruselige Kostüme und Maskeraden, aber auch Grazie und Anmut. Clownereien, die einem das Blut gefrieren lassen, und dann wieder Akrobatik, die den Atem stocken lässt. All das bietet der Horror-Circus, der derzeit am Wallersheimer Kreisel gastiert.

Die Premiere beginnt mit fast halbstündiger Verspätung, weil noch lange Schlangen vor den Kassen warten. Schließlich finden 1800 überwiegend junge Leute Platz. Viele haben sich sogar mit ihrer Kleidung am gruseligen Circus-Thema orientiert.

Tiernummern gibt es in dieser Manege nicht. Das Publikum ist aber auch ohne Dressuren begeistert, spendet immer wieder, manchmal unterbrochen von 
(Er-)Schreckensschreien, frenetischen Beifall. Auch auf die „klassische" Manegenmusik wartet man vergebens. Stattdessen ertönen Rammstein-Hits, harte Rhythmen oder Filmmusik aus Horrorstreifen aus den Lautsprechern.

Zirkuschefin ist die 29-jährige Dana Fischer. Bevor sie den Horror-Circus vor drei Jahren gründete, war sie selbst Luftakrobatin. Im Gespräch mit unserer Zeitung bekennt sie: „Ich hatte schon immer ein Faible für Horrorfilme."

Den wahren Horror bietet – zum ersten Mal in einem deutschen Zirkus – Crazy White Sean mit seiner Freak-Schock-Show. Zur Ouvertüre lässt der offenbar vollkommen schmerzunempfindliche Amerikaner Kracher zwischen seinen Zähnen explodieren. Im Funkenstrahl eines Schwingschleifers zündet er sich seine Zigarette an und tackert sich Papierblätter an Stirn und Zunge. Seinen Oberkörper, auf dem der Künstlername tätowiert ist, durchbohrt er mit Spritzen, die größte davon sticht er durch die Backen und sprüht den Inhalt in Richtung Publikum.

Doch es gibt auch die klassische Zirkuskunst, hervorragend dargeboten in einer etwas anderen – meist gruseligen – Maskerade. Da jongliert Tibo in atemberaubendem Tempo mit Bällen, Keulen und Fackeln, später sogar in luftiger Höhe auf Rola Bolas balancierend. Gerome steht Kopf auf einem Turm aus Stühlen. Teufel und Teufel bieten eine heiße Feuerschluckernummer. Vampirlady Katja, die auch mit dem Vertikaltuch durch die Lüfte fliegt, wird am Ende ihrer Hula-Hoop-Show von grausigen Gestalten gemeuchelt. Zombielady Gina begeistert derweil mit rasanten Fußjonglagen.

Eine spektakuläre Hochseilnummer ohne Netz und doppelten Boden zeigt das Duo Taschkenbaev. Sogar mit verbundenen Augen verfolgt ein Vampir die Schönheit, die zwischendurch einen Spagat auf dem Hochseil zeigt, springt über sie hinweg, bevor er sie schließlich auf Schultern trägt. Waghalsigen Nervenkitzel bieten auch die Südamerikaner Los Nablinos mit ihrem Todesrad. „Das ist der Wahnsinn", ruft ein Besucher, als sie ihre um eine Achse kreisenden Hamsterkäfige zu einem „Ausflug ins All" verlassen.

Zeremonienmeister Giovanni – sein Mikrofon hat er in einem Unterarm versteckt – muss man Recht geben, wenn er zum Schluss einen horrorfreien Nachhauseweg wünscht und verkündet: „Wenn ihr mehr sehen wollt, dann kommt morgen wieder." Es lohnt sich wirklich.

Von unserem Mitarbeiter Winfried Scholz

Vorstellungen bis 9. Juni täglich um 20 Uhr (sonntags 18 Uhr), freitags und samstags zusätzlich „Late Night Show" um 23 Uhr. Montags und dienstags spielfrei. Einlass eine Stunde vor Beginn. Jeweils „Aftershowparty" mit allen Akteuren. Infos und Karten (20 bis 35 Euro, ermäßigt 10 bis 25 Euro) unter Telefon 0160/460 05 58. Y Weitere Infos zum Programm und Karten gibt es im Internet unter www.horror-circus.net


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11673


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>