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Weihnachtscircus in Koblenz: Tigernummer löst Proteste aus

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Koblenz - Sie sind die Hauptattraktion und zugleich Stein des Anstoßes: Beim 2. Koblenzer Weihnachtscircus tritt Tierlehrerin Carmen Zander mit ihren fünf Bengaltigern auf. "Stupide Kunststücke, seelische und körperliche Schmerzen - das ist das Leben von Wildtieren in deutschen Zirkussen", meint die Tierschutzorganisation Peta Deutschland in einer Pressemitteilung.

Insbesondere für Löwen und Tiger sei das Leben im Zirkus mit "systembedingter Tierquälerei" verbunden. Vor allem unter zu kleinen Gehegen, der Kälte und der von Gewalt und Zwang geprägten Dressur würden die Tiere leiden. Daher kritisiert Peta die Koblenzer Stadtverwaltung: "Immer mehr Städte verbieten Wildtiere im Zirkus", so Peter Höfken von Peta, "deshalb sollte die Stadtverwaltung endlich nachziehen."

Die Veranstalter sehen das völlig anders, weisen jeden Vorwurf der Tierquälerei von sich. Ausschließlich renommierte Tierlehrer, die die strengen gesetzlichen Auflagen erfüllen und die jahrelange Erfahrung im Umgang mit Tieren haben, würden verpflichtet, erklärt die Geschäftsführung des Weihnachts- circus’. Der traditionelle Zirkus sei eine Begegnungsstätte für Mensch und Tier, er wecke mit seinen Tiervorführungen Interesse und Sympathie für die Tiere.

Mag man darüber auch sicher streiten können, ist eins aber klar: Es werden beim Koblenzer Weihnachtscircus alle rechtlichen Vorgaben eingehalten. "Aus tierschutzrechtlicher Sicht gibt es nichts zu beanstanden", betont Thomas Brunnhübner, Referatsleiter beim zuständigen Veterinärdienst des Landkreises. Eine Handhabe, den Zirkus zu verbieten, hat man dort ohnehin nicht, kann nur den Umgang mit den Tieren, die Fütterung, Haltung und Ähnliches mehr prüfen und gegebenenfalls Auflagen machen. Dr. Simone Burger hat als Tierärztin im Veterinärdienst des Kreises den Zirkus in Koblenz begutachtet. Ihr Fazit: Bei den Tigern hält man sich genau an alle gesetzlichen Vorgaben. Die fünf Tiger stammen aus einem Wurf, wurden in Gefangenschaft geboren und von Hand aufgezogen. Burger sagt: "Die Tiere sehen gut aus und zeigen keinerlei Verhaltensauffälligkeiten." Ob man Wildtiere im Zirkus generell verbieten sollte? Für Referatsleiter Brunnhübner ist das eine politische Frage, die der Kreis nicht zu entscheiden habe.

Und wie sieht man es im Koblenzer Rathaus? Dort hat man durchaus schon über ein Wildtierverbot nachgedacht, ist aber zu dem Schluss gekommen, dass das rechtlich mehr als problematisch wäre. Zwischen der Stadt und dem jeweiligen Zirkus wird eine schriftliche Vereinbarung getroffen, wie Stadtpressesprecher Thomas Knaak mitteilt. Darin könnte die Stadt ein Wildtierverbot vorsehen. Aber selbst wenn der Stadtrat den dafür notwendigen Beschluss fassen würde: Vom Bundesgesetzgeber sei ein solches Verbot nicht vorgesehen, auch nicht geplant. Bereits mehrfach habe sich der Bundestag dagegen ausgesprochen.

In Bonn hat man mit einem Verbot keine guten Erfahrungen gemacht. Im April 2012 hatte der Rat beschlossen, keine Flächen mehr an Zirkusse zu vergeben, die Wildtiere mitbringen. Die Bezirksregierung Köln hatte dagegen Bedenken angemeldet. Daraufhin hatte die Stadt Bonn beim zuständigen Bundesministerium nachgehakt - und die Antwort erhalten, dass der Tierschutz abschließend bundesrechtlich geregelt werde. Und dass das Verbot durch die Stadt Bonn gegen geltendes Recht verstoße. Am kommenden Donnerstag steht die Sache erneut auf der Tagesordnung des Bonner Rats, wie Isabel Klotz vom Presseamt der Stadt bestätigt. Dort soll der Beschluss wieder aufgehoben werden.

In Koblenz will man sich bei Veranstaltern künftig verstärkt dafür einsetzen, dass diese freiwillig auf Tiere verzichten. Und es sollen vermehrt Zirkusse ohne Wildtiere berücksichtigt werden. Ein Verbot aber ist bei der aktuellen Rechtslage im Bund derzeit keine Option.

Ingo Schneider


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