Verringern Tablet-Computer für ältere Menschen die Hürde, am "digitalen Leben" teilzunehmen? Und: Welche Unterstützung - etwa in Form von spezieller Software oder Supportangeboten - sind geeignet, damit ältere Menschen das Potenzial der Tablets auch tatsächlich nutzen können? Mit dieser Forschungsfrage hat sich das Institut für Wissensmedien (IWM) der Universität Koblenz beschäftigt.
Eines der Ergebnisse: Spezielle Support-Angebote für ältere Menschen anzubieten, könnte eine Marktlücke für kleinere IT-Unternehmen sein - oder eine Ehrenamts-Aufgabe für Seniorenbeiräte. So schwebt Horst Weller, Mitglied im Vorstand der rheinland-pfälzischen Landesseniorenvertretung vor, flächendeckend Multiplikatoren auszubilden, die dann bei Computer-Fragen anderen Senioren mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Internet befreit aus sozialer Isolation
Ein anderes Ergebnis: Der vereinfachte Zugang zum Internet mithilfe der Tablets kann älteren Menschen hinaushelfen aus der sozialen Isolation. So berichtete ein Teilnehmer der Mini-Studie, dass er mit dem Tablet das "Skypen" für sich entdeckt habe. Mit der Internettelefonie halte er jetzt regen Kontakt zu Freunden und zur Familie in den USA.
Insgesamt 19 Senioren hat das IWM über drei Monate hinweg die Mini-Computer zur Verfügung gestellt, die ohne externe Tastatur auskommen und nur durch Bildschirmberührung bedient werden. Mithilfe von Interviews, Videobeobachtungen und Fragebögen wollten die Forscher herausfinden, wie zufrieden die Senioren mit der Handhabung der Geräte sind. Außerdem interessierte das IWM: Kommt das Standard-Betriebssystem bei Senioren besser an oder eine spezielle Bedienoberfläche für ältere Menschen? Und: Wie hilfreich ist der Support, der ein Hilfsangebot bei technischen Problemen und der Handhabung darstellt? Der Support wurde von der Deutschen Telekom übernommen, einer der Kooperationspartner des Projektes, das zudem vom Mainzer Innenministerium gefördert worden ist.
Eine Telekom-Mitarbeiterin führte die Senioren auch zu Anfang des Projektes in die Bedienung der Tablets ein, vier weitere Treffen auf dem Uni-Campus folgten, im dritten Monat wurde den Senioren eine "FAQ"-Liste angeboten, in der Antworten zu den am häufigsten gestellten Fragen aufgelistet waren. Da das Betreuungsverhältnis von 1 zu 19 für große Telekommunikationsunternehmen wirtschaftlich nicht zu realisieren ist, in dieser Form von den Senioren aber als sehr hilfreich bewertet wurde, könnte hier womöglich eine Geschäftsidee für kleinere Unternehmen liegen, so Dr. Ingo Dahn, Geschäftsführer des IWM.
Senioren loben Handlichkeit
Als positiv wurde von den Senioren vor allem die Handlichkeit der Geräte bewertet, wie Dr. Peter Ferdinand, IWM-Projektleiter, bei der Präsentation der Ergebnisse betonte. Außerdem lobten die Teilnehmer des Projektes, dass der Zugang zum Internet schnell gelinge und die Geräte nach dem Einschalten sehr schnell ihre Arbeit aufnehmen. Der Software der Tablet PC (mit Android-System) stellten die Senioren ein mäßiges Zeugnis aus. Interessanterweise kamen die Projektteilnehmer zudem mit der Standardsoftware besser zurecht als mit einer eigens für Senioren konzipierten Oberfläche. hoa
Technik und Pädagogik vereint: Institut arbeitet interdisziplinär
Wie können neue Medien Bildungsprozesse positiv beeinflussen: Dies ist eines der Forschungsgebiete, mit denen sich das Institut für Wissensmedien der Universität Koblenz (IWM) befasst.
Das IWM arbeitet interdisziplinär: Computervisualistik und Pädagogik arbeiten Hand in Hand. Weitere Infos zum IWM gibt es im Internet: www.uni-koblenz-landau.de /koblenz/iwm hoa