Von unserer Redakteurin Doris Schneider
Am Freitagmittag hat ein externer Sachverständiger von einer Drehleiter der Feuerwehr aus Fotos von oben ins völlig ausgebrannte Haus gemacht und war erneut im Gebäude, um sich ein klareres Bild zu verschaffen. „Das muss jetzt alles ausgewertet werden", sagt Kriminalhauptkommissar Thomas Lauxen. Ob das Feuer aufgrund eines technischen Defekts, eines Unfalls, durch Brandstiftung oder wie auch immer ausgebrochen ist, darüber könne man zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen. Da das Haus quasi komplett ausgebrannt ist, sei es schwierig, klare Spuren zu finden. „Außerdem muss man sich noch ein deutlicheres Bild davon machen, wie die Umstände im Haus vor dem Brand waren" – also wo sich die Schlafzimmer befanden, wie die technischen Einrichtungen waren und so weiter. Auch deshalb dauern die Befragungen von Nachbarn und Angehörigen an.
Wo die Leichen des 68-jährigen Hausbesitzers, seiner 80-jährigen Frau und seiner 92-jährigen Mutter gefunden wurden, will Lauxen im Pressegespräch im Übrigen nicht sagen. Auch nichts darüber, ob es irgendwelche Hinweise auf Abschiedsbriefe oder ähnliches gab. Im Ort wird derweil viel spekuliert. Dass es gar keinen Strom in dem in ökologischer Bauweise errichteten Haus gegeben haben soll und zumindest ein Fehler in der Stromversorgung deshalb ausgeschlossen werden kann, hat einer gehört. „Quatsch", sagt Thomas Lauxen.
Wann genau der Brand ausgebrochen ist, ist unklar. „Die Freundin unseres Sohnes kam um halb 2 nach Hause, da war alles noch dunkel,", sagt ein Nachbar. Etwa zwei Stunden später dann wurde er von der Polizeisirene geweckt, da stand das Haus schon in hellen Flammen. „Dass da keiner mehr lebend rauskommen würde, haben wir uns gleich gedacht", sagt der 53-Jährige. Zumal die beiden Frauen gesundheitlich nicht mehr ganz fit gewesen seien. „Vielleicht hätte der Mann es allein geschafft und wollte aber die anderen noch retten, wer weiß – aber das ist reine Spekulation."
Auch im benachbarten Kindergarten ist der Brand natürlich Thema. „Wir schauen ja direkt auf die Ruine" sagt eine Mitarbeiterin. Natürlich beschäftige das die Kinder sehr, und man müsse schon sehr behutsam sein, damit sie keine übergroßen Ängste entwickelten. Eine der Mieterinnen von nebenan kommt gerade nach Hause. Das Haus gehörte der 92-Jährigen, die bei dem Feuer im Haus ihres Sohnes starb.
„Wir sind wach geworden, als unsere Badezimmerfenster von der Hitze zerborsten sind", sagt die 19-Jährige. Eine der WG-Mitbewohnerinnen war nicht da, die beiden anderen flüchteten sich rasch auf die Straße und konnten bei einer Freundin unterkommen. „Wir kannten die alte Dame gut, sie hatte ja hier im Haus auch eine Wohnung, wo sie immer zum Fernsehen hinkam, weil es drüben bei ihrem Sohn keinen Fernseher gab", erzählt die 19-Jährige. Und auch der 68-Jährige sei immer sehr hilfsbereit gewesen. „Das Holzhaus, das war sein Traum", sagt einer der Nachbarn. Ob jemals geklärt wird, wie es zu einem Albtraum werden konnte, ist im Moment noch völlig offen.
„Es sind drei Menschen ums Leben gekommen. Da kann man nicht sagen: ,Wahrscheinlich war das oder das die Brandursache.' Da muss man genau ermitteln." - Kriminalhauptkommissar Thomas Lauxen