Koblenz - Er fälschte in mindestens vier Fällen Rezepte, um damit an das verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel Diazepam heranzukommen. Außerdem wurde er auch noch bei zwei Diebstählen in Koblenzer Kaufhäusern erwischt. Jetzt verurteilte das Amtsgericht Koblenz den 38-jährigen Drogensüchtigen zu insgesamt einem Jahr und sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung.
Der Angeklagte war Richter Wolfgang Pitz bereits aus früheren Verhandlungen in Sachen Betäubungsmittelerwerb, Diebstahl oder Falschaussage bekannt. Der aktuelle Vorwurf lautete: Urkundenfälschung in mehreren Fällen und zweifacher Diebstahl, einmal mit Waffenbesitz.
Zwischen Juli 2011 und Januar 2012 hatte sich der Mann von verschiedenen Koblenzer Ärzten Rezepte für Beruhigungs- und Schlafmittel verschreiben lassen. Als drogenabhängiger Patient im Methadonprogramm bekam er diese ohne Weiteres ausgehändigt, wie einer der Mediziner als Zeuge erklärte. Mit einer Schreibmaschine tauschte der Angeklagte die Patientennamen aus, ergänzte die Rezepte teilweise um weitere Medikamente und fälschte die Unterschriften der Ärzte. Außerdem klaute er aus den Praxen Blankorezepte und füllte diese ebenfalls aus.
Unterschrift in falscher Farbe
Doch in vier Apotheken fiel der Schwindel auf. Unter anderem in Filialen auf dem Arenberg, in Ehrenbreitstein und in der Koblenzer Innenstadt erkannten die Angestellten die Rezepte als Fälschung. Eine Apothekerin erklärte vor Gericht: "Wir kennen die Unterschriften unserer umliegenden Ärzte sehr genau. Das fällt dann schon auf, wenn sie gefälscht sind". Und der aussagende Arzt fügte hinzu, er habe die Eigenart, immer mit grüner Farbe zu unterschreiben.
Er brauchte Mittel zum Schlafen
Richter Pitz versuchte ein Motiv aus dem Angeklagten herauszubekommen: "Erklären Sie mir, wo eigentlich ihr Problem liegt, wie kommen Sie auf diese Idee?" Der Mann schilderte, er habe die Tabletten gebraucht, um gut schlafen zu können. Er wollte die Gedanken an sein bisheriges Leben verdrängen. Irgendwann hätten die Ärzte ihm keine Rezepte mehr ausgestellt und deshalb habe er sie einfach gefälscht. Seit einer Entgiftung Ende 2012 nehme er aber kein Diazepam mehr, bestätigte sein Verteidiger Michael Hasslacher. "Der Groschen ist gefallen, ich würde es auch für geschenkt nicht mehr nehmen", sagte der Angeklagte.
Doch nicht nur die Urkundenfälschungen wurden ihm zum Verhängnis. Auch für zwei Diebstähle musste sich der Arbeitsuchende verantworten. Im Koblenzer Saturn ließ er Kopfhörer (Wert: 308,99 Euro) mitgehen und im Kaufhof mehrere T-Shirts (37,90 Euro). Beim letzten Fall trug er ein Taschenmesser mit sich. Er habe es als Werkzeug in seiner Hosentasche gehabt, um sein Fahrrad zu reparieren, erklärte der Angeklagte dem Richter: "Gewalt ist nichts für mich, ich wollte niemanden damit verletzten." Der Amtsanwalt hielt schließlich eine Gesamtstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung für angemessen - genauso wie der Richter.
Jennifer de Luca