Dort untersuchten Politik- und Kommunikationswissenschaftler mit insgesamt 362 Testkandidaten die Wirkung des TV-Duells. Rund 90 Studienteilnehmer schauten sich dabei auch auf dem Campus Metternich der Koblenzer Universität am Sonntagabend das TV-Duell im Dienste der Wissenschaft an.
Eine erste Auswertung der Studienergebnisse zeigt: Steinbrück konnte deutlich an Sympathie zulegen, während die Sympathiewerte von Angela Merkel stagnierten. Außerdem geht Steinbrück auch in Sachen Kanzlerpräferenz als Gewinner aus dem Fernsehduell hervor. Bei der Kanzlerpräferenz steht die Frage im Raum: Wem würden Wähler ihre Stimme geben, wenn das Amt des Bundeskanzlers durch Direktwahl bestimmt würde. "Insgesamt haben hier 17 Prozent der Zuschauer, die an der Studie teilgenommen haben, ihre Meinung im Verlauf des TV-Duells geändert", erklärt der Landauer Universitätsprofessor und Politikwissenschaftler Jürgen Maier. Die Differenz zwischen Anhängern, die er verloren hat, und solchen, die er durch seinen Fernsehauftritt neu hinzugewonnen hat, liegt bei Steinbrück bei 9 Prozent, bei Merkel dagegen nur bei 5 Prozent, wie Maier weiter erläutert.
51 Prozent der Studienteilnehmer haben Steinbrück in der Gesamtschau als Gewinner des TV-Duells gesehen, 36 Prozent votierten für Merkel, 13 Prozent waren unentschieden. Vor der Liveübertragung des Schlagabtauschs sah das noch ganz anders aus. Von den Studienteilnehmern gingen nur 27 Prozent von einem Sieg für den SPD-Kandidaten aus, 46 Prozent waren der Überzeugung, Merkel werde das TV-Duell für sich entscheiden. "Gerade diese Verschiebungen interessieren uns, weil sie dokumentieren, wie und ob ein solcher Fernsehaufritt wirkt", sagt Maier.
In einer weiteren Auswertung wollen die Wissenschaftler nun auch erforschen, inwieweit Gestik, Mimik und Körperhaltung die Sympathiewerte beeinflusst haben. "Dazu konnte ein Teil der Studienteilnehmer das TV-Duell nur hören, der andere bekam Bild und Ton geliefert", erklärt Maier. "Es wird allerdings noch etwas dauern, bis Ergebnisse zu dieser Untersuchung vorliegen", kündigt der Hochschullehrer an. Die Daten selbst haben die Forscher in Form von Fragebögen gesammelt, die den Kandidaten vor und nach dem TV-Duell ausgehändigt wurden. Die Liveübertragung haben sich die Testkandidaten in Koblenz, Mainz und Landau jeweils in Universitätsräumen angeschaut. Außerdem waren die Studienteilnehmer aufgefordert, während der TV-Übertragung an einer Art Computer entweder einen Plus- oder Minusknopf zu drücken, um dadurch Missfallen oder Zustimmung zu Aussagen der Politiker auszudrücken. agh