Live und vor laufenden TV-Kameras wollen sich Kanzlerin Angela Merkel und ihr Herausforderer Peer Steinbrück am 1. September im Abendprogramm "duellieren". Gleich vier Fernsehanstalten übertragen die Debatte. Doch was bringt das mediale Großereignis überhaupt? Hilft der TV-Zweikampf den Zuschauern bei der im Herbst anstehenden Bundestagswahl auch, eine rationale Wahlentscheidung zu treffen?
Das wollen Politik- und Kommunikationswissenschaftler der Uni Koblenz-Landau und der Uni Mainz erforschen - und suchen dazu noch Testkandidaten, die sich die Live-Übertragung des TV-Duells in den Räumen der Koblenzer Universität anschauen wollen.
Um herauszufinden, wie die beiden Kanzlerkandidaten auf die Wähler wirken und welche Aussagen von Merkel und Steinbrück auf Zustimmung oder Ablehnung stoßen, sollen die Teilnehmer der Studie während der TV-Übertragung an einer Art Computer entweder einen Plus- oder Minusknopf drücken.
"Im Anschluss wird dann das TV-Duell verschriftlicht, und wir können genau sehen, bei welchen Aussagen es Spitzen nach oben oder nach unten gab", erklärt der Landauer Universitätsprofessor und Politikwissenschaftler Dr. Jürgen Maier. Gemeinsam mit seiner Frau Prof. Dr. Michaela Maier, die an der Uni Landau im Bereich der Kommunikationswissenschaft forscht, und dem Mainzer Politikwissenschaftsprofessor Dr. Thorsten Faas zeichnet Maier verantwortlich für das Projekt.
Weil die Testreihe in Echtzeit läuft, erhoffen sich die Wissenschaftler ein nicht manipuliertes Meinungsbild. Ob dieses auch nachhaltig wirkt, soll dann der weitere Verlauf der Studie zeigen. Denn sowohl vor, als auch nach dem TV-Duell müssen Fragebögen ausgefüllt werden. "Da wollen wir zum Beispiel etwas über die politische Orientierung der Leute wissen", erläutert Maier. Vor allem aber interessiert es das Forscherteam, ob etwaige Verschiebungen, die durch das TV-Duell ausgelöst wurden, auch über den Fernsehabend hinaus Bestand haben. Sprich: Ändert ein Studienteilnehmer, ausgelöst durch Politikeraussagen im Verlauf des TV-Duells, seine Wahlmeinung, führt das dann auch tatsächlich zu einem anderen Wahlverhalten? Aus diesem Grund wird es nach der Bundestagswahl eine weitere Befragung der Testkandidaten geben, die wiederum mit einem Fragebogen durchgeführt wird.
Die Daten, die die Forscher dabei sammeln werden, lassen dann noch einmal eine differenziertere Auswertung zu. Wie hat das TV-Duell auf die Wähler gewirkt, die vor der Fernsehübertragung eher noch unentschlossen waren? Wie war der Effekt auf Wähler, für die die Wahlentscheidung eigentlich vorab schon festgestanden hatte? Und: Haben sich die Zuschauer durch das TV-Duell besser informiert gefühlt? Welche Kanzlerpräferenz hat das Duell ausgelöst? Das sind zwei weitere Fragen, auf die die Studie Antworten liefern soll.
Was mit den Daten mit Sicherheit nicht passieren wird, erklärt Maier ebenso: Keine Partei werde mit den Studienergebnissen versorgt, und es sei nicht Sinn und Zweck der Forschung, diese zur Beratung von Politikern zu verwenden. "Was wir betreiben, ist reine Grundlagenforschung", betont Maier.
Und so kann man mitmachen: Insgesamt sucht die Universität 100 Probanden für ihre Studie. Wer an dem Forschungsprojekt teilnehmen möchte, kann sich unter der E-Mail-Adresseduell@uni-landau.de bewerben. Eine telefonische Anmeldung ist ebenfalls möglich unter 0261/287 25 40 (zwischen 9 und 19 Uhr). Die Teilnahme an dem Forschungsprojekt wird mit 25 Euro vergütet. Der Betrag wird nach Abschluss der Studie Ende September ausgezahlt. So läuft die Studie ab: Am Sonntag, 1. September, müssen die Teilnehmer um 19 Uhr auf dem Campus Metternich der Koblenzer Uni eintreffen und zunächst einen Fragebogen ausfüllen. Während des 90-minütigen TV-Duells, das ab 20.30 Uhr ausgestrahlt wird, wird dann mit einem Real-Time-Res-ponse-Gerät (ein Aufzeichnungsgerät, das in Echtzeit Reaktionen aufzeichnet) ermittelt, welche Aussagen der Politiker auf Zustimmung oder Ablehnung stoßen. Nach der TV-Übertragung ist nochmals ein Fragebogen auszufüllen. Ein weiterer Interviewbogen wird nach der Bundestagswahl am 22. September versandt.
Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen