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Neue Synagoge auf dem Reichensperger Platz in Koblenz?

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Kapazitäten und Standort der bisherigen, aus den 50er-Jahren stammenden Synagoge an der Schwerzstraße werden schon lang kritisiert. Auch wenn sich viele die Rückkehr der Gemeinde in den Bürresheimer Hof wünschen, gibt es Argumente für einen Neubau.

Henner Herrmanns, Architekturprofessor an der Hochschule Koblenz, und Ratsmitglied Christian Altmaier (SPD) wollen im Rahmen eines Projektes und einer Ausstellung dazu beitragen, dass die Diskussion versachlicht wird. Aus ihrer Sicht überwiegen im Falle eines Umbaus des Bürresheimer Hofs trotz aller historischer Argumente die Nachteile. Denn das früher zum ehemaligen Adelshof gehörende Nachbargebäude ist heute Privateigentum (die RZ berichtete mehrmals). Die Kapazitäten wären also deutlich begrenzt - für den angedachten Kindergarten unter einem Dach würde es schwierig. Dazu kommt die Tatsache, dass das Gebäude wahrscheinlich komplett entkernt werden müsste.

Da das sanierungsbedürftige Innere des Gebäudes aus der Nachkriegszeit stammt, stünde diesem gravierenden Eingriff nichts im Wege. Dagegen sprechen aus Sicht von Henner Herrmanns vor allem ökonomische Argumente. Für den Professor steht bereits fest, dass die bis jetzt im Raum stehenden - angesichts der Finanzlage von Stadt und Land ohnehin schwer finanzierbaren - 7 Millionen Euro auf keinen Fall ausreichen. Ein "spektakulärer Neubau", der auch bei engeren finanziellen Grenzen möglich ist, wäre für ihn deshalb die bessere Wahl.

Bamberg, Berlin, Bielefeld, Bochum, Braunschweig, Gelsenkirchen, Göttingen, Hanau, Hannover, Herford, Kiel, Krefeld, Lörrach, Mainz, Marburg, München, Osnabrück, Pforzheim, Potsdam, Schwerin, Speyer und Ulm haben innerhalb der vergangenen acht Jahre neue Synagogen erhalten. Und zwei aufsehenerregende Gebäude (Mainz und Speyer) zeigen, dass es auch in Rheinland-Pfalz geht. Die besten Beispiele sind übrigens in einer Wanderausstellung der Architektenkammer dokumentiert. Diese will Herrmanns zur "Langen Nacht der Museen" am Samstag, 7. September, nach Koblenz holen. Am Montag, 7. Oktober, 18 Uhr, wird ein Vortragsabend zum Thema am Hochschul-Campus Karthause folgen. Dem wird sich ein Projekt des Fachbereichs Bauwesen anschließen. "Damit wollen wir eine Diskussionsbasis schaffen", meint Henner Herrmanns, dessen jüdischer Vater einst vor den Nationalsozialisten nach Asien fliehen musste.

Herrmanns und Altmaier betonen aber auch, dass die Stadt in der Pflicht ist, eine attraktive Fläche bereitzustellen. "Es darf kein abgelegenes Grundstück sein, das ohnehin schwer zu vermarkten ist", betont das Ratsmitglied, der als möglichen Standort den Reichensperger Platz ins Spiel bringt. Klarer Vorteil: Die Nähe zu den Gerichten würde ein hohes Maß an Sicherheit garantieren. Der Nachteil: Auch hier wären die räumlichen Möglichkeiten begrenzt.

Eine Alternative wäre für Herrmanns und Altmaier das Stadtbad-Areal in der Weißer Gasse. Die Vorteile: die Nähe zur alten Judengasse (Münzstraße) und der damit verbundene touristische Nutzen. Der Nachteil: Der Bau einer vom Moselufer anzudienenden Tiefgarage wäre wohl unmöglich. Bliebe noch eine dritte Alternative: eine Freifläche am Eingang der Schlachthofstraße.

Eine Rückkehr in den Bürresheimer Hof ist übrigens unwahrscheinlich. Der Vertrag mit dem Investor Martin Görlitz ist unterschriftsreif. Das letzte Wort hat am 12. September jedoch der Stadtrat.

Reinhard Kallenbach


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