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Hof St. Marien in Kobern-Gondorf wird liebevoll restauriert

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Das Fällungsdatum für das beim Bau verwendete Eichenholz wird auf 1320/21 geschätzt. Deshalb hat die Denkmalpflege ein sehr strenges Auge auf die Restaurierungsarbeiten in der Kirchstraße. "Das Material, das wir für die Arbeiten am Haus verwenden, muss dem Ursprung entsprechen", sagt Simonis. "Da muss die Farbe auch schon mal mit Ei und Quark angerührt werden."

Auszubildende Maria Hesse bürstet geduldig jeden Zentimeter der alten Holzbalken ab, die in der Fassade sichtbar sind. Zwar waren sie lange Zeit gut verputzt und damit geschützt, aber jetzt macht die Witterung dem Holz zu schaffen, sagt Simonis. "Deshalb tragen wir Leinölfarbe auf. Das Holz muss atmen können, sonst faulen die Balken." Den Putz hatte man im 19. Jahrhundert aufgetragen, sonst hätte die damalige Brandversicherung das Haus nicht unter Vertrag genommen. "Schade, so etwas zu verstecken", meint Simonis. Heute reiht sich die historische Fassade mit ihrem typischen Äußeren wieder in die vielen weiteren Fachwerkhäuser in Kobern-Gondorf ein.

Zimmerermeister Christian Otto aus Boppard hat ebenfalls die Denkmalschützer im Nacken sitzen. "Sie sind sehr akribisch, und trotzdem macht mir die Arbeit an dem alten Gebäude viel Spaß", sagt er. Die Kombination aus dem verbauten Eichenholz und dem Lehm, mit dem die Wände ausgefacht wurden, habe das Haus so alt werden lassen. "Die Symbiose hat einfach gut funktioniert. Der Lehm hat die Feuchtigkeit aus dem Holz aufgesaugt und entsprechend abgegeben", sagt Otto. Am Dachsims legt Malermeister Simonis selbst Hand an. Nach dem Aufstieg über die vielen Bretter im Gerüst, mit Farbtopf und Pinsel in der Hand, retuschiert er mit Fingerspitzengefühl ein Ornament. Das gelbe Band bekommt eine farbige Lasur, sodass das verblasste Original darunter bestehen bleibt. "Gemälde oder eben Ornamente zu restaurieren, ist das besondere an meinem Job", sagt er. Da könne man auch mal kreativ sein.

Bereits Ende der 70er-Jahre hatte es eine Totalrestaurierung des Hauses gegeben. "Eigentlich müsste man alle zehn Jahre etwas daran tun, damit es in Stand bleibt", sagt Holger Simonis. Denn immer wieder halten Touristen vor dem alten Fachwerkhaus an und staunen. Karl Wolf und seine Frau sind mit dem Fahrrad unterwegs an der Mosel. Sie sind froh, dass sie immer wieder so viele schöne historische Gebäude in den Orten finden können. "Da ist unser Geld gut angelegt", findet Wolf. "Es ist doch bewunderns- und erhaltenswert, was man da im 14. Jahrhundert gebaut hat."

Wie das Haus in Zukunft genutzt werden soll, steht noch nicht fest. Für die Bewirtschaftung der Gästezimmer fehlt ein Gastronom, sagt Hermann-Josef Oster vom Bauamt der Verbandsgemeine Untermosel.

Jennifer de Luca


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