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Junge Winzerinnen in Winningen: In Steillagen den Traumjob gefunden

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Winningen - Sie kommen nicht aus Winzerfamilien, nicht einmal aus Weinregionen. Und doch haben sich Rebecca Materne und Janina Schmitt dem Weinbau verschrieben – in Winningen.

Von unserem Redakteur Volker Schmidt

Die Tage, in denen Weinbau reine Männersache war, sind lange vorbei. Immer mehr Frauen drängen in das Berufsfeld. An der Hochschule Geisenheim sind mehr als ein Viertel der Studierenden im Bereich Weinbau und Önologie weiblich. So ist es nicht verwunderlich, dass nach und nach auch immer mehr Betriebe von Frauen geführt werden - auch an der Mosel. Rebecca Materne und Janina Schmitt haben sich im Dezember selbstständig gemacht und versuchen, in der Winzerhochburg Winningen Fuß zu fassen.

Und das, obwohl sie keinen familiären Betrieb haben, den sie hätten übernehmen können. Beide stammen nicht mal aus Weinbauregionen. Die Mosel und speziell Winningen haben sie sich aber ganz bewusst ausgesucht: "Wir sind Verfechter des Steillagenweinbaus. Für uns gab es keine andere Option", sagt Janina Schmitt. Dabei sahen die Pläne der beiden Frauen zunächst ganz anders aus. Rebecca Materne, die aus der Nähe von Dortmund stammt, studierte Wirtschaftswissenschaften, Janina Schmitt, die aus der Nähe von Bad Hersfeld kommt, Sozialwissenschaften.

Die Liebe zum Weinbau entdeckten beide durch einen Nebenjob in einem Weinbaubetrieb. Letztlich wurde diese so groß, dass sie sich umorientierten, um in Geisenheim Weinbau und Önologie zu studieren. Dort liefen sie sich erstmals über den Weg und freundeten sich an. "Damals hatten wir schon die Idee, etwas gemeinsam zu machen."

Trotzdem zog es beide nach dem Abschluss 2008 erst mal in geografisch unterschiedliche Richtungen. Schmitt sammelte erste Berufserfahrung an Mittelrhein und Mittelmosel, Materne in Kalifornien, Südafrika und der Provence. Keine immer leichte Zeit, wie Rebecca Materne sich erinnert. "In Kalifornien und Südafrika war ich auf zwei Erdhalbkugeln. Da habe ich zwei Lesen in einem Jahr gemacht. Das war ganz schön hart." 2011 landete die heute 31-Jährige dann in Köln im Weinhandel. "Da habe ich festgestellt, dass mein Herz für die Produktion schlägt", sagt sie. "Und irgendwann 2011 hat sie dann bei mir angerufen", erinnert sich die zwei Jahre ältere Janina Schmitt.

Auf der Suche nach Tipps zur Existenzgründung wandten sie sich auch an den Winninger Winzer Reinhard Löwenstein. Im Weingut Heymann-Löwenstein hatte Rebecca Materne vor ihrem Studium bereits ein Praktikum gemacht. Löwenstein und seine Frau Cornelia Heymann-Löwenstein boten den beiden Frauen schließlich an, sich bei ihnen die Stelle als Kellermeister zu teilen. Ein Angebot, das sie nicht ausschlugen.

"Wir haben 1980 auch mit nichts angefangen", erinnert sich Cornelia Heymann-Löwenstein, die froh ist, dass sie den beiden ein "kleines Sprungbrett" bieten konnten. Der Traum vom eigenen Betrieb blieb aber bei Rebecca Materne und Janina Schmitt erhalten. Und so pachteten sie einige Flächen, die sie nebenbei bewirtschafteten. 2012 waren das noch 0,7 Hektar, 2013 schon 1,2 Hektar. Aktuell haben sie 1,7 Hektar gepachtet - im Röttgen, im Brückstück, in einem Ausläufer des Uhlen in Richtung Kobern-Gondorf und in Lehmen.

Auf der Suche nach einem geeigneten Weinkeller sind sie schließlich im ehemaligen Weingut Eduard Hautt in der Bachstraße gelandet. Auch wenn sie natürlich irgendwann mal ein eigenes Weingut besitzen wollen, sind sie mit ihrer Vermieterin rundum glücklich. "Sie hat uns schon gesagt, dass sie froh ist, dass es im Hof endlich wieder nach Wein riecht", sagt Materne, die wie Schmitt noch in Koblenz wohnt. Über mangelnde Akzeptanz bei den einheimischen Winzern können sie sich nicht beschweren. "Uns wurde da schon Angst gemacht, dass wir da nicht reinkommen würden", sagt Materne. "Uns werden hier aber keinerlei Steine in den Weg gelegt - im Gegenteil."

Kalt erwischt wurden sie wie viele andere von dem schlechten Erntejahr 2013. Nur 20 Hektoliter pro Hektar konnten sie ernten. "Wir streben rund 40 Hektoliter pro Hektar an", erklärt Schmitt. Besonders ärgerlich für beide: "Wir hatten uns so viele Edelstahltanks gekauft. Und jetzt bleiben so viele leer", sagt Materne. Wichtig ist für sie nicht nur vor diesem Hintergrund, dass sie irgendwann ins Steillagenförderprogramm reinrutschen. Denn der Steillagenweinau ist aufwendig und teuer. Da ist jede Unterstützung willkommen.

Und ihre Leidenschaft, die in jedem ihrer Worte mitschwingt, soll sich ja nicht nur in gutem Wein auszahlen.Bei ihrem Riesling legen sie großen Wert auf Qualität. "Charakterstark und herkunftsbezogen" sollen die Weine sein, betont Schmitt. Herbizide benutzen sie nicht, auch keine Reinzuchthefen oder Säuerungsmittel. "Wir haben nicht viel Arbeit im Keller", sagen sie. Die meiste Arbeit werde im Weinberg geleistet. "Wir machen im Prinzip Wein wie vor 100 oder 200 Jahren - nur mit Edelstahltanks und hydraulischer Presse", erklärt Materne.

Die Folge: Nicht jeder Jahrgang ist gleich, auch der Alkoholgehalt kann variieren. "Die Herkunftsregion ist so einzigartig", sagt Schmitt. Und das soll man ihrer Meinung nach auch schmecken. Cornelia Heymann-Löwenstein haben sie mit ihren zwei Rieslingen schon mal überzeugt: "Die gefallen uns sehr gut", sagt sie.

Weitere Infos und Kontakt per E-Mail an riesling@materne-schmitt.de


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