Koblenz - Der Ausverkauf läuft, in wenigen Tagen wird das Modehaus Dienz nach 123 Jahren seine Pforten schließen. Für immer?
Von unserem Mitarbeiter Reinhard Kallenbach
Der Ausverkauf läuft, in wenigen Tagen wird das Modehaus Dienz nach 123 Jahren seine Pforten schließen. Für immer? Danach sieht es nicht aus. Bei der Eigentümerfamilie Kühlenthal liegen verschiedene Konzepte auf dem Tisch, die einen schnellen Übergang ermöglichen sollen. Und es gibt sogar Hoffnung, dass der Name "Dienz" erhalten bleibt.
Nicht nur für die Koblenzer kommt das Aus überraschend. Noch im Sommer 2011 schien es so, dass das seit 1890 bestehende Familienunternehmen in gute Hände kommen würde. Damals vermietete Edgar Kühlental an Nicole und Ralf Weißer sowie an Thomas Klein, die unter anderem die Modehäuser Hautzel in Diez und Stammer in Boppard betreiben. Das schien eine gute Lösung zu sein. Warum sich die Unternehmer jetzt aus Koblenz verabschieden, ist unbekannt. Auf Anfrage unserer Zeitung hieß es knapp: "Die jetzigen Betreiber haben ihr unternehmerisches Konzept geändert und werden ihre Aktivitäten in andere Bereiche verlagern."
Eine Insolvenz ist aber nicht der Grund für das Aus in Koblenz. Das bestätigte auch Edgar Kühlental auf Anfrage der RZ. Eigentlich wollte sich der Diplom-Kaufmann aus Altersgründen auf seine Rolle als Berater und Netzwerker für den Einzelhandel konzentrieren. Die aktuellen Entwicklungen haben ihn jedoch dazu veranlasst, wieder die Initiative zu ergreifen. Und das nicht nur, weil seine Kinder abgewunken haben, sondern auch, weil er sich schon allein vor dem Hintergrund seines kommunalpolitischen Engagements selbst in der Pflicht sieht. Familie Kühlental sieht das Objekt als wichtiges Bindeglied zwischen der nördlichen und südlichen Innenstadt. Und besonders vor dem Hintergrund der aktuell guten Entwicklung der Oberen Löhr und des neu gestalteten Löhrrondells will sie eine vernünftige Lösung suchen. "Es gibt verschiedene Konzepte und entsprechende Interessenten", erklärt Edgar Kühlenthal.
Möglich ist, dass an der Kreuzung von Löhrstraße und Friedrich-Ebert-Ring weiter Mode verkauft wird. Wahrscheinlich ist aber, dass ein Teil der Obergeschosse einer anderen Nutzung zugeführt wird. Denn angesichts der rasanten Entwicklung der Vertriebswege ist der Verwaltungsbereich mittlerweile nicht mehr erforderlich. Dafür steht folgendes Beispiel: Wurde früher die Ware noch im Modehaus erfasst und ausgezeichnet, ist das heute nicht mehr nötig. Das erledigt der Computer heute quasi ab Fabrik.
Ein weiterer Grund ist auch, dass Kaufleute, die keine Anbieter von Massenware sein wollen, weniger Fläche brauchen. Denn auch das steht fest: Im einstigen Modehaus soll auch künftig hochwertige Ware angeboten werden. Fakt ist aber auch, dass künftige Betreiber genau darauf achten werden, was zur Stadt passt und was nicht. Das wird sich zwangsläufig auf die Auswahl der Marken auswirken, die einmal verkauft werden sollen. Da bedarf es einer sorgfältigen Beobachtung des örtlichen Marktes. Und der gilt auch in Expertenkreisen als schwierig. Dennoch sieht Edgar Kühlental mehr Perspektiven als Probleme. "Alle Beteiligten ziehen an einem Strang. Sie sind sich der städtebaulichen Bedeutung dieses Bereichs bewusst."