Koblenz/Region - Junge Leute für Wein begeistern: Das wollen Winzer aus der Koblenzer Region jetzt auf ungewöhnliche Weise schaffen - mit der Party "Steil gehen".
Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann
Wenn Matthias Knebel in Hamburg, Berlin oder anderen Großstädten unterwegs ist, stößt er immer wieder auf Partys, bei denen der Wein im Mittelpunkt steht. "Die Gastronomie boomt derzeit, und es gibt sehr viele weinbegeisterte junge Leute", erzählt der 30-jährige Winninger Winzer - der gleichzeitig feststellen musste: Die Region um Koblenz ist in diesem Punkt eher ein Entwicklungsland. Und daran wollen er und andere junge Winzer etwas ändern.
"Steil gehen" heißt die Party, die vier Weingüter von der Mosel am Samstag, 25. Januar, im Bistro Filip am Münzplatz veranstalten. "Steil" wie die Steillagen, in denen sie ihren Wein anbauen, "steil gehen" wie Party machen. Denn die Veranstaltung will vor allem eines nicht sein: keine weitere gediegene Veranstaltung, auf der Kenner gepflegt Weine verkosten können - und von denen es schon genügend gibt in Koblenz, wie Knebel findet -, sondern eben eine Party.
Wein, Fingerfood, Housemusik
Ab 19.30 Uhr gibt es Fingerfood aus der Küche des ehemaligen Sterne-Kochs Claudio Filippone, die Weingüter Knebel und Materne & Schmitt aus Winningen, Gerlachs Mühle aus Kobern-Gondorf und Rinke aus der Nähe von Trier (hier ist ein Koblenzer Geschäftsführer) präsentieren ihre Weine. Die aufgelegte House-Musik soll dann bald lauter und das Licht dunkler werden - und die Gäste sollen eben nicht nur guten Wein kosten, sondern auch "steil gehen".
Ob mit diesem Konzept tatsächlich ganz junge Leute erreicht werden, die keinerlei Berühungspunkte zum Wein haben, bleibt abzuwarten: Das Filip ist bestimmt eine schickere Location als irgendein Klub, und 49 Euro - inklusive Essen, Wein und Wasser - dürften für viele ein stattlicherer Preis sein als für eine andere Party an diesem Samstagabend. Trotzdem wollen die Macher vor allem junge Leute erreichen, die gern Wein trinken und genießen, aber bei dem Thema vielleicht noch eine gewisse Hemmschwelle überwinden müssen. "Wir wollen eine Party feiern, auf die wir selbst gern gehen würden", betont Knebel.
Er ist überzeugt: Wein ist wieder ein Thema geworden, nachdem sein Image lange etwas angestaubt war. Er beobachtet, dass sich das auch bei den Weingütern bemerkbar macht: "Wein ist wieder en vogue, und viel mehr junge Leute sehen eine Perspektive für sich im Weinbau." Junge Winzer, die zusammenarbeiten, Aktionen auf die Beine stellen, gemeinsam Werbung machen, seien zwar anders als zum Beispiel in Rheinhessen hier eher noch ein Randphänomen, gewinnen aber an Bedeutung.
Jetzt wollen die Winzer erst mal schauen, wie die Resonanz auf die Weißweinparty ist, und dann eventuell weitere Veranstaltungen auf die Beine stellen. Diverse Winzer aus der Region haben jedenfalls schon signalisiert, dass sie beim nächsten Mal auch gern dabei wären. Partys wie "Steil gehen" sind eine Plattform für sie, eine Möglichkeit, neue Leute für Wein zu begeistern, Werbung für die Region zu machen, erklärt Knebel: "Geld verdienen wir damit jedenfalls nicht - was zählt, ist der Aufklärungsgedanke!"
Karten für die Weißweinparty gibt es im Vorverkauf für 49 Euro im Bistro Filip am Münzplatz. Viele Karten sind bereits vergriffen, die Veranstalter rechnen damit, dass an der Abendkasse keine mehr zu haben sind, da lediglich 100 Personen Platz im Bistro finden.