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Schutz für Koblenzer Stadtteile: Die letzten Pfähle gegen das Hochwasser

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Koblenz - In diesen Tagen sind die letzten Pfähle gebohrt worden. Nun ist ein weiterer großer Bauabschnitt der Hochwasserschutzwand Geschichte. Ab Herbst 2014 können die Stadtteile Lützel, Neuendorf und Wallersheim vor den Wasserfluten geschützt werden.

Von unserer Redakteurin Doris Schneider

Höher als 8,75 Meter dürfen die Fluten aber nicht reichen, sonst schwappt das Wasser doch über die Wand. Auf "zehnjährige Hochwasser" ist der Schutz angelegt, steht in der Projektbeschreibung.

An der Neuendorfer Straße ist die Mauer schon fast fertig. Nur eine größere Lücke klafft noch: Hier ist zurzeit noch die Zufahrt für die Baustraße, auf der alle Geräte und Materialien an die Baustellen transportiert werden. Naturgemäß kann sie erst zurückgebaut werden, wenn alle Anlagen am Ufer fertig sind. Dann wird auch die Lücke in der Mauer geschlossen.

Nur der allergeringste Teil des Bauwerks ist überhaupt zu sehen, das allermeiste befindet sich unter der Erde. 14 bis 24 Meter tief sind die Abdichtungen, die auf der unterirdischen Felsformation aufliegen. Das ist manchmal leichter gesagt gewesen als getan, berichtet Projektleiter Hans-Joachim Welss. Denn die Arbeiter stießen immer wieder auf Findlinge, die sich den in die Tiefe vibrierenden Pfählen in den Weg legten. Dann musste man versuchen, die Pfähle mit Schlägen weiter in den Boden zu treiben. "Einmal haben wir mit 100 Schlägen nur fünf Zentimeter geschafft", erinnert sich Welss. Dann musste man einen neuen Weg finden: Der Findling wurde mit einem Spezialbohrer angebohrt und zertrümmert.

Kleine Häuschen mit großem Inhalt

Bis insgesamt etwa 1300 Meter Spundwände und 1700 Meter Ortbetonpfähle hochgezogen werden, kann so eine Menge Zeit vergehen. Seit Frühjahr 2010 läuft die Baustelle, und sie liegt ordnungsgemäß im Plan, berichtet Welss erfreut. Wenn alles fertig ist, werden die Stadtteile Lützel, Neuendorf und Wallersheim besser geschützt sein. Die überwiegend unterirdische Wand wird das Wasser von der Flussseite nicht durchdringen lassen. Gleichzeitig sorgen enorm aufwendige Pumpwerke ganz in der Nähe der Wand-Endpunkte dafür, dass umfließendes Wasser zurück in die Mosel beziehungsweise in den Rhein gepumpt wird. Äußerlich klein und unscheinbar, sorgt das technische Innenleben der beiden etwa zehn mal zehn mal zehn Meter großen hellen Häuschen an der Neuendorfer Straße beziehungsweise an der Hochstraße dafür, dass die Bürger keine nassen Füße mehr bekommen - oder zumindest nicht so schnell. Sie springen nur an, wenn sie gebraucht werden. Den Strom bekommen sie dann übrigens über separate Leitungen. "Sonst würde in Neuendorf das Licht ausgehen, so stark sind die", sagt Hans-Joachim Welss lachend.

Welche Dimensionen das Bauprojekt hat, zeigen auch folgende Zahlen: 19 000 Kubikmeter Erdaushub wurden erbohrt, zwischengelagert und weggeschafft, sagt Welss. Wenn man sich vor Augen führt, dass ein Sattellaster etwa 16 bis 18 Kubikmeter fassen kann, kann man sich ausrechnen, wie viele Laster fahren mussten.

Die Wand führt durch die Neuendorfer Straße, mit einer Verschwenkung durch die Gartenanlage und dann näher ans Rheinufer, vor der Kirche und den Häusern nördlich davon entlang. Damit die Anwohner nicht hinter einer Mauer leben, ist sie an vielen Stellen niedriger gebaut. Mobile Elemente, die auf die gebaute Wand aufgesetzt werden, sorgen im Hochwasserfall dann für den Schutz. In den anderen Zeiten lagern sie im neuen Betriebshof - "in 32 großen Containern", sagt Welss. Die Gässchen sind offen gelassen, auch sie werden dann mit Fluttüren verschlossen, wenn das Wasser kommt.

So unauffällig wie möglich

Damit die Mauer zur Flussseite hin das Bild nicht so stört, wird sie an vielen Stellen mit Natursteinen verblendet, an anderen - wie vor der Kirche - ist grauer Beton verarbeitet worden, der sich besser in die Umgebung einfügt. An einigen Stellen werden sogar Glaselemente aufgesetzt, damit die Anwohner sich nicht eingesperrt fühlen. "Unser Aquarium", sagt Welss fast liebevoll.

Wenn die Arbeiten an der Wand beendet sind, sind noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen. Es sind noch einige Ausgleichs- und Rückbauarbeiten zu erledigen. Etwa der Rückbau der zehn Meter breiten Baustraße, die auf ihre Ursprungsbreite von 2,50 Metern reduziert wird. Auch die Uferverbreiterung in Neuendorf zur Herstellung einer Arbeitsfläche wird entfernt und die im Rhein stehende Spundwand wieder aus dem Flussgrund gezogen. Obwohl einige Arbeiten schon parallel durchgeführt werden, endet der gesamte Rückbau erst im Jahr 2015

Die Anwohner werden froh sein, wenn die Baustelle Geschichte ist. Denn eine so riesige Maßnahme bringt immer Unannehmlichkeiten mit sich. Aber für die Größe der Maßnahme gab es enorm wenig Beschwerden, sagt Welss. "Die Anwohner wissen ja, wofür die Wand da ist. Um sie zu schützen."


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