Koblenz - 54 Prozent seines Energiebedarfs deckt das Klärwerk selbst. In den kommenden Jahren soll dieser Anteil weiter gesteigert werden. Dafür sind massive Investitionen erforderlich. Die ehrgeizigen Pläne haben bundesweit Modellcharakter.
54 Prozent seines Energiebedarfs deckt das Koblenzer Klärwerk selbst. In den kommenden Jahren soll dieser Anteil weiter gesteigert werden. Dafür sind allerdings massive Investitionen in einer Gesamthöhe von rund 15,2 Millionen Euro erforderlich. Die ehrgeizigen Pläne haben bundesweit Modellcharakter. Deshalb gibt es auch Geld von der EU: Immerhin fließen 2,1 Millionen Euro in das Großprojekt in Wallersheim.
Normalerweise findet die Arbeit des Eigenbetriebs Stadtentwässerung wenig Beachtung - und das, obwohl er eine Infrastruktur mit dreistelligem Millionenwert verantwortet, die in den vergangenen Jahrzenten Koblenz davon bewahrt hat, in Dreck und Gestank zu versinken. Am Montagnachmittag war das allerdings anders: Begleitet von einem Tross interessierter Bürger, darunter auch Schüler, warb Umweltministerin Margit Conrad für Großprojekte zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Eingeladen hatten die Stadt und der Leiter der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in Bonn, Stephan Koppelberg. Ging es doch darum, auch die anderen Projekte in der Stadt vorzustellen, die mit EU-Mitteln gefördert wurden. Dazu gehören das Haus des Genusses auf der Festung Ehrenbreitstein und die Sanierung der Fußgängerzone in der Innenstadt. Während diese beiden Projekte bereits pünktlich zur Buga abgeschlossen wurden, laufen die Arbeiten im Klärwerk auf Hochtouren. Was bereits geschehen ist, erläuterten der Chef des Eigenbetriebs, Walter Gombert, und Klärwerksleiter Thomas Kesselheim. Die Botschaft: Die 1970 erbaute und 1990 erheblich erweiterte Anlage, von der rund 125 000 Menschen in Koblenz und in der Verbandsgemeinde Vallendar sowie zahlreiche Gewerbebetriebe profitieren, wird Zug um Zug nachgerüstet. So wurde die alte Vorrichtung, die das Abwasser von grobem Unrat befreit, durch eine neue ersetzt. Deren Elektromotoren arbeiten deutlich sparsamer als die alten. Und: Auf einem Hallendach wurde eine Fotovoltaikanlage mit einer Gesamtfläche von 675 Quadratmetern installiert.
Die eigentliche Herausforderung im Klärwerk ist jedoch der Klärschlamm. Davon fallen in Wallersheim jährlich rund 12 000 Tonnen an. Ziel ist es nun, die Gesamtmenge auf 4000 Tonnen zu verringern. Dafür gibt es neben rechtlichen auch logistische und wirtschaftliche Gründe. Denn es ist so, dass die Landwirte, die mit dem Klärschlamm ihre Felder düngen, Geld erhalten. Und auch mit dem Transport haben sie nichts zu tun. Die Kosten bleiben am Klärwerksbetreiber hängen, für den sich vor diesem Hintergrund die millionenschweren Investitionen lohnen, da sie sich in einem vertretbaren Zeitraum amortisieren.
In Koblenz wird es nun in einem ersten Schritt darum gehen, den Klärschlamm zu trocknen und dadurch zu komprimieren, hat er doch derzeit noch einen Wasseranteil von rund 70 Prozent. Deshalb werden die alten Klärschlammhallen ausgebaut und mit einer modernen Trocknungsanlage ausgestattet. Da diese genau mit der Energie betrieben werden soll, die beim Klärprozess anfällt, wird auch das alte Blockheizkraftwerk ersetzt. Bis Juli soll dieses 2,6 Millionen Euro teure Teilprojekt fertig sein. Welche Maßnahmen danach folgen, steht noch nicht fest. Die Gremien beraten und beschließen erst im März. Um kein Geld zu verschenken, wurde deshalb eine Fristverlängerung bei der EU beantragt.
Reinhard Kallenbach