Gastronomen wollen gemeinsam gegen Gewalt, Randale und Alkoholexzesse in der Altstadt aktiv werden. 15 Wirte haben sich bislang im Arbeitskreis Sichere Altstadt Koblenz zusammengetan, der seit April dieses Jahres tagt und sich bereits auf Richtlinien verständigt hat. Frederik Wenz vom Agostea in Koblenz hat bei der Sitzung der Initiative "Sicherheit in unserer Stadt" vorgestellt, was die Gastronomen planen.
In einem "Commitment", einer Verpflichtung, haben die Wirte Regeln aufgestellt, an die sie sich selbst halten wollen. Dazu zählen:
- Eine Antigewaltkampagne,
- Mitarbeiterschulungen zu Deeskalation und Beurteilung des Alkoholpegels der Gäste,
- freiwilliger Verzicht auf den Verkauf von Getränken zum Mitnehmen,
- konsequente Anzeigenerstattung bei Verstößen,
- Aufräumen vor der eigenen Tür: Sauberkeit im direkten Umfeld der Mitgliedsbetriebe,
- Hausverbot für gewalttätige Personen in den Mitgliedsbetrieben.
Um dies zu koordinieren, teilen sich die Wirte über eine Whats-app-Gruppe gegenseitig mit, wer bei ihnen negativ aufgefallen ist. Auf einen Mindestpreis für harte Alkoholika konnte sich die Gruppe nicht einigen, "da müssten alle mitziehen", so Wenz. Alkoholkontrollen an der Kneipen- oder Discotür hingegen stehen auf der Liste, allerdings nur "insoweit ein Testgerät vorhanden und dies möglich ist". Im vergangenen Jahr hatten Gastronomen bereits ähnliche Ziele vorgeschlagen, damit aber den Unmut einiger anderer Wirte erregt: Diese kritisierten den Plan als realitätsfern, außerdem wollten sie die Kosten nicht tragen.
Auch vor diesem Hintergrund ist es ein Ziel des Arbeitskreises, möglichst viele andere Gastronomen mit ins Boot zu holen. Neben dem Agostea sind aktuell ausschließlich Kneipen, aber keine anderen Clubs vertreten. Eigentlich eine alle ein gemeinsames Ziel, so Wenz: "Über uns schwebt das Damoklesschwert der Sperrstunde, und davon haben wir alle nichts." Für ihn selbst ist dies die größere Motivation, sich für Sicherheit einzusetzen, als das Image des Agostea aufzupolieren, in oder vor dem es immer wieder zu Ausschreitungen kommt.
Für ihn ist klar, dass die randalierenden Gruppen, die in der Altstadt für Ärger sorgen, ein gesellschaftliches Problem sind, das aber nicht in die Verantwortung der Gastronomen fällt: "Man kann nicht alles den Wirten in die Schuhe schieben." Zusammen mit der Stadt will man das Problem in den Griff bekommen. Die Frage der Kostenübernahme etwa ist offen, und ein Logo, dass sich Betriebe an die Tür pappen können, soll offiziell abgesegnet werden. "Aber ich sehe gute Chancen", so Wenz, "der Wille ist auf beiden Seiten da."
Neben der bei Wirten ungeliebten Sperrstunde wird auch ein Alkoholverbot auf öffentlichen Straßen und Plätzen immer wieder diskutiert. Aber dies ist rechtlich schwierig umzusetzen. Ordnungsamtsleiter Reiner Klug sagte bei der Sitzung, dass man eine entsprechende Polizeiverordnung nur für einzelne Straßenzüge erlassen kann, in denen begründete Gefahr besteht. Entsprechende Straßen, auf die sich das Problem konzentriert, lassen sich in Koblenz aber nicht leicht eingrenzen. Im nächsten Jahr will die Stadt das Thema zusammen mit der Arbeitsgruppe angehen. Ein Problem, das es zum Beispiel auch beim Glasflaschenverbot gibt, ist allerdings die Umverteilung: Gibt es irgendwo ein Verbot, gehen die Randalierer einfach woanders hin.
Stephanie Mersmann
Zahl der Gewalttaten sinkt
Die Gewalt auf den Straßen und Plätzen von Koblenz ist in diesem Jahr bisher zurückgegangen. "Wir haben die Gewaltspirale durchbrochen", sagte Polizeidirektor Thomas Fischbach bei der Sitzung der Initiative "Sicherheit in unserer Stadt" mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre, seit die Polizei mit der konzeptionellen Bekämpfung begonnen hat und mit verstärkten Kräften Präsenz zeigt. Vergleicht man die Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung von Januar bis September, so lag der Wert 2012 bei 49, in diesem Jahr bei 17 (-65,31 Prozent). Bei Rohheitsdelikten, zu denen zum Beispiel auch Raub oder Bedrohung gehören, gab es 2012 in diesem Zeitraum insgesamt 318, in diesem Jahr 261 Fälle (-17,93 Prozent). sem