Viele Obstbauern sind zur Wahlkampfveranstaltung der CDU gekommen, zu der sich Dr. Michael Fuchs, der für die Christdemokraten wieder in den Bundestag einziehen möchte, in Form der CSU-Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Verstärkung aus Bayern geholt hat.
Den Landwirten spricht Aigner offenbar aus der Seele. Sie wisse: Mit gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhnen könnten viele der Landwirte in der Region, die auf Saisonarbeiter aus Osteuropa angewiesen sind, nicht mehr am Markt bestehen. Wieder gibt es viel Beifall.
Überhaupt: Mindestlöhne sind keine Sache der Politik, sondern eine Angelegenheit, die die Tarifpartner unter sich ausmachen sollten. Das jedenfalls denkt auch "der Fuchs" - und sagt es auch in Mülheim-Kärlich, als er Aigner vor deren Auftritt willkommen heißt. "Das letzte Mal als Bundesministerin. Das nächste Mal dann als bayerische Ministerpräsidentin", wie er verkündet.
Auch der CDU-Fraktionsvize kommt mit seinem klaren Bekenntnis gegen ein politisch verordnetes Mindestsalär dann gut an - und im Anschluss vor allem mit seinen Sticheleien in Richtung der Grünen. Wenn er ein Steak essen wolle, dann werde er sich das nicht verbieten lassen, sagt Fuchs. Und wenn er möchte, dann werde er sogar zwei Steaks nacheinander essen - auch in Zukunft. Den Vegetarier-Tag überlasse er dagegen gern den Grünen: "Wenn Frau Künast den ganzen Tag über Gemüse isst - so sieht sie ja auch aus -, dann soll sie das tun. Aber ich will essen, was ich will."
Außerdem will Fuchs auch künftig einen Heizpilz aufstellen dürfen, wenn ihm danach sei. Und er will auch nicht per Gesetz alle Ölheizungen aus Kellern verbannen. Im Hunsrück, aus dem er stamme, gebe es noch viele Orte ohne Gasanschluss. "Was sollen diese Leute dann machen? Etwa in den Wald gehen und Holz sammeln?"
Die CDU will keine Verbotspartei sein, stellt Fuchs klar. Und die CSU auch nicht. "Wir setzen auf Transparenz und Aufklärung. Und darauf, dass die Menschen selbst entscheiden können", sagt Ilse Aigner. Den Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben, sei dagegen nicht Aufgabe der Politik. Und wieder gibt es reichlich Applaus, ebenso wie für Aigners kleinen Schwenk in Richtung Bildungspolitik. Von einem Akademisierungswahn spricht die Bundesministerin und davon, dass man den unterschiedlichen Fähigkeiten und Qualitäten der Menschen Raum lassen müsse. Das deutsche Modell der betrieblichen Berufsausbildung bringt sie mit dieser Forderung in Verbindung.
Dann ist kurz Zeit für einen Schluck aus dem Wasserglas, nachdem Aigner zuvor im Hofladen des örtlichen Obstbaubetriebes Nikenich schon Saft, gekeltert aus Mülheim-Kärlicher Äpfeln, probieren durfte. Wo die Obstbauern neben der Sorge um einen Mindestlohn noch der Schuh drückt, erfährt die Bundesministerin hier vor ihrem Auftritt im Brauhaus von Thomas Kreuter, dem Vorsitzenden des Obstbaurings Koblenz, unter dessen Dach rund 350 Betriebe vereint sind. Kreuter bittet Aigner, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass den Obstbetrieben eine größere Planungssicherheit für den Einsatz von Spritzmitteln zugestanden wird. Gerade für die Bekämpfung der Süßkirschenfruchtfliege müssten die Betriebe jedes Jahr von Neuem bangen, ob es für das Mittel der Wahl wieder eine Sonderzulassung gebe. agh