Koblenz - Seinen Glanz erhält das Kurfürstliche Schloss in Koblenz nicht nur durch seine prächtige Architektur, sondern auch durch die den Bau umgebende Gartenanlage. Spätestens seit der Buga ist es dort so schön wie lange nicht mehr. Denn in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Schlosses wurde die Gartenlandschaft mehrfach verändert, wie Dr. Rita Hombach von der Deutschen Gesellschaft für Gartenkultur und Landschaftsbau Rheinland mit einem Vortrag im Schloss nun erklärte.
Die erste Gartenlandschaft vor und hinter dem Schloss wurde ab dem Jahr 1780 von dem Franzosen François Peyre gestaltet, berichtete Rita Hombach. Ganz im Sinne der Barockgärten legte er Achsen, die man beispielsweise heutzutage noch in der Verlängerung zur Schlossstraße wiederfindet, und entsprechende Baumreihen an.
Kurfürst ging das Geld aus
Allerdings fiel die Gartenlandschaft für Kurfürst Clemens Wenzeslaus, der das Schloss 1786 bezog, dürftiger aus als geplant, da die Finanzmittel knapp waren. Geliefert wurden allerdings immerhin für den Garten allein 800 Linden aus dem holländischen Utrecht, wie Rita Hombach in ihrem Vortrag betonte, der im Rahmen der "Koblenzer Gartenkultur" und der Ausstellung der Handwerkskammer Koblenz "Unter freiem Himmel" stattfand. Acht Jahre nach dem Einzug musste Kurfürst Clemens Wenzeslaus sein Schloss samt Garten auf der Flucht vor den anrückenden Truppen der französischen Revolution verlassen. Nach der napoleonischen Epoche übernahmen ab 1815 dann die Preußen das Koblenzer Schloss. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. war es schließlich, der dem Gartenbaumeister Peter Lenné den Auftrag zu einer Neugestaltung erteilte. In dieser Zeit wurden unter anderem an der Rheinfront die Pergolen errichtet sowie die Skulptur von Vater Rhein und Mutter Mosel aufgestellt, die heutzutage auch als Logo der Koblenz-Touristik verwendet wird.
Was die Nutzung des Schlosses selbst betraf, so war das Obergeschoss ganz der Königsfamilie vorbehalten. Aufenthalte des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. sorgten dann auch dafür, dass die Wege vor dem Schloss verfestigt wurden, denn seine Majestät fuhr öfters mit dem Auto vor.
Die Thingstätte der Nazis
Den größten Eingriff in die Gartenarchitektur des Schlosses nahmen die Nationalsozialisten vor. Vor der Kulisse des Schlosseingangs, wo sich heutzutage die großen Rasenflächen befinden, errichteten sie die am 24. März 1935 eingeweihte ovale Thingstätte, auf deren Treppenstufen mehrere Tausend Besucher Platz fanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem das Schloss bis auf die Umfassungsmauern zerstört wurde, verfüllte man diese Thingstätte mit Schutt. Im Zuge der Neugestaltung geriet dann die Ursprungsplanung in Vergessenheit.
Bislang letzte Etappe der Gestaltung des Schlossgartens war vor zwei Jahren die Bundesgartenschau. Sie sorgte dafür, dass die Autos weitgehend aus dem Vorfeld des Schlosses verschwanden. Die Gartenschau-Planer betonten die Achsen des Gartens noch einmal besonders und öffnete das Schloss als Durchgang zu Rhein.
Peter Karges