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Neue Zeugenaussagen im Koblenzer Doppelmord-Prozess: Bluttat bleibt rätselhaft

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Koblenz - Die Bluttat an den Koblenzer Eheleuten Waltraud (68) und Heinrich (75) Schemmer bleibt rätselhaft: War der Besuch bei den getöteten Rentnern, bei dem die verdächtige Schwiegertochter und ihr Mann die Leichen der beiden fanden, eine Überraschung oder nicht?

Die mutmaßliche Doppelmörderin Henrike Schemmer (46) behauptete bei der Polizei, dass sie am 9. Juli 2011 zum Haus ihrer Schwiegereltern in Koblenz-Horchheim fuhr und deren Leichen entdeckte. Sie sei mit ihrer Familie aus dem Emsland angereist, um die Schwiegermutter zu deren Geburtstag zu überraschen. Sie habe den Besuch zwei Tage zuvor mit ihrem Schwiegervater vereinbart. Aber: Jetzt haben im Doppelmordprozess am Landgericht Koblenz zwei Zeuginnen erklärt, dass Waltraud Schemmer längst von einem Familienbesuch wusste. War der angebliche Überraschungsbesuch also gar keine Überraschung?

Der Prozess läuft seit Dezember, es gab bisher 19 Verhandlungstage. Laut der Staatsanwaltschaft fuhr die Angeklagte Henrike Schemmer am 7. Juli 2011 mit ihrem BMW von ihrem Wohnort in Haren (Niedersachsen) 350 Kilometer nach Koblenz, erstach ihre Schwiegereltern – und fuhr sofort zurück nach Haren.

Zunächst sagte am Mittwoch eine Rentnerin (68) aus. Sie war eine Nachbarin der Eheleute, sprach oft mit ihnen über Gartenarbeit. Am 6. Juli soll Waltraud Schemmer ihr erzählt haben: „Am Samstag haben wir ein Familienfest." Sie soll gesagt haben, dass ihr Sohn kommt – und abfällig ergänzt haben, dass ihre Schwiegertochter auch komme. Die Zeugin beteuerte, sie sei sich 100-, nein 1000-prozentig sicher, dass ihre Aussage der Wahrheit entspricht.

Als Zweite sagte die einstige Friseurin (46) von Waltraud Schemmer aus: Die Getötete sei seit sechs Jahren ihre Kundin gewesen. Sie habe ihr mehrfach gesagt, dass sie ein schlechtes Verhältnis zu ihrer Schwiegertochter habe. Und sie habe ihr einige Tage vor der Tat erzählt, dass ihr Sohn zu ihrem Geburtstag kommt. Beide Zeuginnen sagten im Prozess auf Antrag von Henrike Schemmers Anwälten aus.

Im Prozess sagte auch ein Kfz-Gutachter aus. Es ging um die Frage, ob der BMW der Angeklagten in der mutmaßlichen Tatnacht für die 700 Kilometer lange Strecke Haren–Koblenz–Haren einsetzbar war. Denn eine Werkstatt musste in dem Wagen kurz nach der Tat eine defekte Zündkerze austauschen. Laut dem Gutachter wäre es nicht möglich gewesen, die gesamte Strecke mit einer defekten Zündkerze zu fahren, ohne einen Motorschaden zu verursachen.

Von unserem Redakteur Hartmut Wagner


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