5 Euro sollen die Sexarbeiterinnen auf der Straße, 10 Euro in den "Lustmobilen" bezahlen. Bei einem Streitgespräch in unserer Redaktion verteidigten die einen das Vorhaben - während es die anderen als unsozial anprangerten.
"Einem Hartz-IV-Empfänger greift auch keiner in die Tasche", sagt Achim Klein, Geschäftsführer der Prostituierten-Beratungsstelle Roxanne. Und die Frauen leben sogar unterhalb des Hartz-IV-Satzes: Nach Abzug von Wagenmiete, 25 Euro Pauschalsteuer am Tag und Krankenversicherung, die sich ohnehin die wenigsten leisten können, bleibt nicht viel zum Leben, auch weil die Preise stark gefallen sind. 10 Euro Gebühr am Tag sind da viel Geld.
Die Pastoralreferentin Jutta Lehnert stimmt zu: "Allein die prekären Verhältnisse dieser Frauen reichen als Grund aus, um die Gebühr abzulehnen." Außerdem wirft sie der Stadt vor, dass sie nur Geld machen will, statt sich mit der problematischen Situation der Prostituierten zu beschäftigen.
Der Mann, der den Stein ins Rollen gebracht hatte, bleibt trotzdem dabei: FBG-Fraktionschef Manfred Gniffke, der eine "Lustmobil"-Gebühr beantragt hatte, hält diese für gerechtfertigt. "Mir geht es um die Gleichbehandlung: Jeder Gewerbetreibende muss zahlen."
Man könne nicht überall Ausnahmen machen. Auch Baudezernent Martin Prümm, der als Vertreter des Stadtvorstands an dem Gespräch teilnahm, wies darauf hin, dass auch anderen Gewerbetreibenden das Wasser bis zum Hals steht, und von denen würden auch Gebühren genommen.
Die Prostitution in der Stadt durch die Gebühr generell einzudämmen, ist übrigens nicht Ziel der Stadt: "Wenn diese nicht hier stattfindet, dann woanders. Und wenn sie verboten wird, findet sie in der Grauzone statt", sagt Prümm. Gegen ein Verbot argumentiert auch Achim Klein: Die Frauen - geschätzt 80 Prozent sind Migrantinnen - leben meist in großer Armut und wissen nicht, wie sie sonst ihre Kinder ernähren und ihre Familien in der Heimat unterstützen können.
Jutta Lehnert hingegen ist vehemente Gegnerin der Legalisierung der Prostitution in Deutschland. In anderen Ländern, in denen das Gewerbe verboten ist, habe sich das gesellschaftliche Bild der Prostitution geändert. Männer, die Sex kaufen müssten, würden hier als Verlierer angesehen.
Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann