Koblenz/Region - Koblenz ist jeden Tag das Ziel Zehntausender Berufspendler - und die stehen je nach Uhrzeit bei ihrer täglichen Fahrt zum Arbeitsplatz auch jeden Tag im Stau. Doch ist das Auto wirklich das Fortbewegungsmittel der Wahl für alle Pendler? Oder wären Bus und Bahn nicht stressärmer und sogar günstiger? Die Rhein-Zeitung hat nachgerechnet.
44 336 Personen pendeln nach Angaben des Statistischen Landesamtes Bad Ems zur Arbeit nach Koblenz. Da in dieser Zahl nur Berufstätige erfasst sind, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, Selbstständige und Beamte aber zum Beispiel nicht in der Statistik auftauchen, dürfte der tatsächliche Verkehrsstrom noch weitaus größer sein. Immerhin gilt die Rhein-Mosel-Stadt als Beamtenstadt.
Das Resultat ist allmorgendlich auf den Zufahrtsstraßen in Richtungen Stadt und jeden Nachmittag in umgekehrter Richtung zu beobachten: Eine Blechlawine schiebt sich morgens nach Koblenz hinein und etwa ab 16 Uhr wieder hinaus. Würden diese Pendler Zeit und vor allem Geld sparen, wenn sie auf Busse und Bahn umsteigen? Die RZ hat die Preise für ÖPNV-Tickets jenen von Dauerstellplätzen in Parkhäusern gegenübergestellt.
Vorweggeschickt: Vor allem für die 18 335 Pendler, die aus dem Kreis Mayen-Koblenz in die Stadt fahren, ist das Angebot des ÖPNV über den Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) relativ gut. Diese Pendler machen auch die größte Gruppe in der Statistik des Landesamtes aus, gefolgt vom Rhein-Lahn-Kreis (5409 Pendler), dem Westerwaldkreis (4951 Pendler) und dem Rhein-Hunsrück-Kreis (3146 Pendler). Gut angebunden an Koblenz sind über die VRM-Tarife auch die Lahnschiene und das Rheintal. Im Westerwald klafft dagegen eine dicke Lücke im Verkehrsverbund.
Was aber kostet es überhaupt, mit Bus oder Bahn zum Beispiel eine Strecke von 20 bis etwa 40 Kilometer nach Koblenz zu fahren? Exemplarisch hat die RZ die Monatsticketpreise für sechs Verbindungen vom Koblenzer Umland in die Stadt ermittelt: Wer von Mülheim-Kärlich, Rhens oder Kobern-Gondorf den ÖPNV mit einem Monatsticket nutzen will, zahlt 82,70 Euro (im Abo 68,90 Euro). Von Bendorf, Spay und Weißenthurm aus werden 100,50 Euro (83,80 Euro im Abo fällig). Noch teurer wird es für diejenigen, die aus Andernach oder Mayen in Richtung Koblenz pendeln wollen. Sie zahlen für ein ÖPNV-Monatsticket 123,30 Euro (Andernach) und 195,30 (Mayen). Auch hier gibt es allerdings verbilligte Abopreise. Wer gleich für ein ganzes Jahr die Monatstickets ordert, zahlt dann etwa alle vier Wochen für die Strecke Andernach-Koblenz 102,80 Euro und für die von Mayen nach Koblenz 162,80 Euro.
Die Preise mögen auf den ersten Blick recht happig klingen. Wer aber alternativ mit dem Auto in die Stadt fährt und von seinem Arbeitgeber keinen Parkplatz zur Verfügung gestellt bekommt, muss neben den anfallenden Treibstoffkosten auch noch für einen Stellplatz tief in die Tasche greifen. Die "Monatskarten" für die Parkhäuser kosten am Altlöhrtor 122,50 Euro, am Saarplatz 85 Euro, am Görresplatz 87,20 Euro, am Hauptbahnhof 85,18 Euro, im Parkdeck Obere Löhr 85 Euro und in der Tiefgarage der Rhein-Mosel-Halle 99 Euro. Alternativ gibt es noch das Parkdeck in Ehrenbreitstein. Dort werden 45 Euro im Monat fällig. Wer von Ehrenbreitstein aber dann noch mit dem Bus in die Stadt will, muss noch einmal 19,90 Euro für ein Kevag-Monatsticket drauflegen.
Die gleiche Summe wird für ein Monatsticket vom Oberwerth aus bis zur Innenstadt fällig. Auf dem Oberwerth befindet sich einer der vier kostenlosen Park-and-ride-Parkplätze im Stadtgebiet. Weitere kostenlose Stellplätze gibt es an der Rüsternallee sowie im Bereich der Kurt-Schumacher-Brücke sowohl auf Metternicher Seite als auch in Moselweiß. Außerdem gibt es einen weiteren Parkplatz am Niederlahnsteiner Bahnhof. Für die Parkplätze auf der Metternicher Seite der Kurt-Schumacher-Brücke gilt allerdings: Dort parken während des Semesters auch die Studenten der Koblenzer Uni.
Insgesamt gibt die Stadt die Summe der Park-and-ride-Parkplätze inklusive jener am Lahnsteiner Bahnhof mit 1240 Plätzen an. Nach Beobachtungen aus dem Rathaus wird diese Kapazität bislang nicht in Anspruch genommen.
Und wie fällt nun der Vergleich aus? Wer zu den Parkhausgebühren noch die Betriebskosten für die Pkw-Nutzung addiert, der dürfte mit den Angeboten des ÖPNV durchaus kostengünstiger nach Koblenz pendeln. Bei Betriebskosten von 30 Cent pro gefahrenen Kilometer und der Strecke Andernach-Koblenz, die etwa 20 Kilometer beträgt, kostet die Hin- und Rückfahrt immerhin 12 Euro täglich und im Monat (auf der Grundlage von 20 Arbeitstagen) stolze 240 Euro. Das Busticket ist dagegen um mehr als die Hälfte dieser Summe günstiger.
Annette Hoppen