Koblenz - Noch bis Ende nächster Woche wird Autofahrern an der Balduinbrücke pünktlich um 22 Uhr ein Vollsperrung-Schild vor den Kühler geschoben. In den kommenden Nächten soll hier eine Behelfsbrücke für Fußgänger entstehen. Die ersten Teile wurden nun in der Nacht auf Dienstag geliefert und eingesetzt.
Während die Bauarbeiter auf die Lastwagen mit den Brückenteilen warten, erklärt Bauleiter Timo Mohr, dass die Sanierungsarbeiten an der denkmalgeschützten Balduinbrücke noch einige Zeit dauern werden: "Es gibt viel zu tun. Es müssen undichte Stellen abgedichtet und bröckelnde Natursteine aus der Brüstung instand gesetzt werden." Die Fahrbahn in Richtung Innenstadt ist fast fertig saniert, jetzt ist die andere Seite dran. Aus Platzgründen wird der Behelfssteg an der Außenseite der Balduinbrücke entlanggeführt. Auch wenn die schweren Teile auf den Gerüsten abenteuerlich aussehen, verspricht Mohr: "Wir arbeiten sehr genau, die Fußgänger kommen bald sicher auf diesem Steg über die Mosel." Und auch für Rollstuhlfahrer gibt er Entwarnung: Die Übergangslösung wird barrierefrei sein. Dafür sorgt eine Rampe, für die einige Steine aus der Brüstung genommen werden.
Um kurz nach zwei Uhr treffen die Schwertransporte aus Jena mit den Bauteilen an der Brücke ein, dann werden die Kräne postiert. Eine Stunde später kann das erste 20 Meter lange und 18 Tonnen schwere Teil auf die zuvor errichteten Gerüste gehoben und verschweißt werden. Dabei ist Teamarbeit unter den zehn Bauarbeitern gefragt. Weil die beiden Kranführer, an deren Auslegern das schwere Teil hängt, kaum etwas sehen können, sind sie auf die Zurufe ihrer Kollegen angewiesen. Schließlich muss alles millimetergenau passen. Und es läuft gut. Bereits eine halbe Stunde später geht es mit dem zweiten Brückenteil weiter. "Wenn es so weiter läuft, werden wir Ende nächster Woche fertig sein und alle elf Teile verbaut haben", sagt Timo Mohr zuversichtlich. Natürlich spielt gutes Wetter dabei eine große Rolle.
Zwischendurch schauen sich ein paar Nachtschwärmer das Treiben in der lauen Sommernacht an. Jürgen aus Lützel sagt: "Ich bin froh, wenn Radfahrer und Fußgänger mit der Behelfsbrücke wieder mehr Platz haben. Das war gefährlich eng in den vergangenen Wochen." Und auch Meike aus der Vorstadt ist froh, wenn sie wieder etwas mehr Platz mit ihrem Zwillingskinderwagen hat.
Der Aufwand wird sich lohnen, sagt Heinrich Linz vom Tiefbauamt. Denn die Balduinbrücke wird nicht nur von Fußgängern und Radfahrern rege genutzt. Auch rund 19 000 Fahrzeuge befahren das alte Bauwerk jeden Tag, darunter etwa 800 Linienbusse. Sie ist also eine wichtige Verkehrsader für die Stadt.
Bis die Arbeiten an dem Steg beendet sind, wird die Balduinbrücke jeden Abend ab 22 Uhr für jeglichen Fahrzeugverkehr voll gesperrt. Autofahrer müssen über die Europabrücke ausweichen, der Schwerlastverkehr über die Kurt-Schumacher-Brücke. Fußgänger bleiben zwar von der Vollsperrung ausgenommen. Allerdings müssen sie aus Sicherheitsgründen warten, während die schweren Bauteile eingehoben werden. Buspendler können sich an ihren Halteselen über Änderungen informieren.
Von unserer Reporterin Jennifer de Luca