Koblenz - Seit gut 15 Jahren steht die Fritsch-Kaserne leer. Weite Teile des Areals auf der Niederberger Höhe liegen seitdem brach. Dabei könnte die gewaltige Konversionsfläche für die Stadt Koblenz enorme Möglichkeiten eröffnen. Dennoch erscheint die Situation verfahren.
Von unserem Mitarbeiter Reinhard Kallenbach
Seit gut 15 Jahren steht die Fritsch-Kaserne leer. Weite Teile des Areals auf der Niederberger Höhe liegen seitdem brach. Dabei könnte die gewaltige Konversionsfläche für die Stadt Koblenz enorme Möglichkeiten eröffnen. Dennoch erscheint die Situation verfahren. Die SPD-Ratsfraktion will deshalb den Druck erhöhen und die Planungen für das Gelände beschleunigen. Der erste Schritt: ein Antrag, über den in der kommenden Ratssitzung gesprochen werden soll.
Die Perspektiven sind in der Tat verlockend - steht doch theoretisch eine Fläche mit einer Größe von insgesamt 26 Hektar für eine Bebauung zur Verfügung. Das ist mehr als doppelt so viel wie im neuen Baugebiet Güls-Süd. Aus Sicht von SPD-Ratsfrau Ute Hoffmann und der Ortsvereinsvorsitzenden Ines Lindemann-Günther könnte ein neuer Stadtteil auf dem Kasernenareal entscheidend dazu beitragen, das Koblenzer Wohnraumproblem zu lösen - und das, ohne weitere Flächen im Stadtgebiet zu versiegeln. Trotz dieser Vorzüge sieht es aktuell so aus, dass es noch keinen Durchbruch gibt.
"Der eigentliche Planungsauftrag besteht bereits seit 1994. Seit 1998 steht das Objekt leer. 2006 sollte schließlich die Idee ,Wohnen am Buga-Park' umgesetzt werden", fasst die Fraktionschefin zusammen. Marion Lipinski-Naumann kritisiert, dass das Projekt für die Stadt nur eine mittlere Priorität hat. Dem widerspricht die Verwaltung. "Wir begrüßen den Antrag", betont Frank Hastenteufel. Gleichzeitig weist der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Bauordnung auf Details hin, die den Verantwortlichen und wohl auch den Koblenzer Bundestagsabgeordneten noch einiges Kopfzerbrechen bereiten dürften. Da das Areal immer noch nicht entwidmet worden ist, gibt es auch noch keine Informationen darüber, wie hoch die Kosten für den Grunderwerb sein werden. Dazu kommt, dass der westliche Teil des Areals immer noch von der Bundeswehr genutzt wird. Und schließlich ist immer noch nicht klar, wie es mit der Wehrtechnischen Studiensammlung (WTS) weitergehen soll, die ja eigentlich auf das Kasernengelände verlegt werden sollte. Deswegen gilt es als eher unwahrscheinlich, dass der neue Stadtteil in einem Stück entwickelt werden kann. Die Stadtverwaltung geht derzeit davon aus, dass der westliche und östliche Teil des Gebietes vorerst nicht berücksichtigt werden.
Was bliebe, wäre ein etwa zwölf Hektar großes Kerngelände. Das würde ausreichen, um die unterschiedlichsten Nutzungen und Kombinationen auf den Weg zu bringen. Politik und Verwaltung sind sich darüber einig, dass die Wohnnutzung dabei im Mittelpunkt stehen sollte. Sieht man einmal von kleineren Einheiten für die Nahversorgung ab, wäre damit das ursprünglich ebenfalls angedachte kleine Gewerbegebiet vom Tisch.
Wie die Wohnnutzung einmal aussehen soll? Baudezernent Martin Prümm und Frank Hastenteufel favorisieren einen Mix aus größeren Mieteinheiten und kleineren Gebäuden - darunter auch Einfamilienhäuser.
Wie das Ganze finanziert werden soll? Klar ist, dass es ohne Investoren nicht gehen wird. Ebenso klar ist, dass die Stadt für geordnete Verhältnisse sorgen muss, um das Land mit ins Boot zu holen und so von Konversionsmitteln zu profitieren. Gesteuert werden könnte das Ganze durch eine neue Entwicklungsgesellschaft unter kommunaler Regie. Vorbild ist nach wie vor der Petrisberg in Trier, der anlässlich der Gartenschau 2004 entwickelt wurde.
Trotz dieser Ansätze reichen die bisherigen Überlegungen aus Sicht der SPD nicht aus. Nicht umsonst erinnert die Fraktionschefin daran, dass potenzielle Investoren Fortschritte sehen wollen, bevor sie einsteigen.
Das Areal Fritsch-Kaserne und seine Nutzung
Die Fritsch-Kaserne wurde 1937 als Flakkaserne errichtet. Sie war eine von mehreren großen Baumaßnahmen der Wehrmacht in Koblenz nach ihrem Einzug in das eigentlich entmilitarisierte Rheinland. 1998 räumte die Bundeswehr weite Teile des Areals. Zwei Jahre später erwarb der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) rund 18 500 Quadratmeter des Kasernengeländes, das heute unter anderem von der Bereitschaftspolizei genutzt wird. 2007 wurde nach Sanierung und Umbau eines Kasernengebäudes die Außenstelle Koblenz der Landesarchäologie auf das Gelände verlegt. Trotz dieser Investitionen können nach wie vor weite Teile des Kasernenareals neu genutzt werden. Die SPD-Fraktion weist darauf hin, dass seit Jahren nutzbare Bausubstanz vom Verfall bedroht ist und ein vermeidbarer finanzieller Schaden eintreten wird. ka