Koblenz - Der Dauerstreit um das Café Rheinanlagen steht offenbar vor seinem Abschluss: Der Stadtrat entscheidet über einen neuen Bebauungsplan für das Areal, der die Hotelpläne von Kenan Tayhus ermöglicht.
Von unserem Redakteur Ingo Schneider
Der Dauerstreit um das Café Rheinanlagen steht offenbar vor seinem Abschluss: Am Donnerstag, 30. Januar, entscheidet der Stadtrat über einen neuen Bebauungsplan für das Areal, der die Hotelpläne von Kenan Tayhus ermöglicht. Und es zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab: Der Fraktionsvize der SPD, Gerhard Lehmkühler, hatte sich bereits in einem Leserbrief eindeutig geäußert und die Vorteile des neuen Bebauungsplans aus Sicht der Genossen aufgezählt. Und jetzt bestätigt Anne Schumann-Dreyer, dass ihre CDU-Fraktion ebenfalls grünes Licht für diesen geben wird. Nach der Vorstellung der Pläne durch den Architekten Alexander von Canal hatte sie darüber intern abstimmen lassen. Und das Ergebnis lautete: einstimmig dafür.
Die Fraktionen von BIZ, Grünen, FBG und FDP haben sich noch nicht öffentlich festgelegt. Aber auch so haben CDU und SPD, die zusammen auf 32 der 56 Sitze im Rat kommen, eine Mehrheit.
Und so soll das Hotel aussehen: Geplant sind etwa 65 Doppelzimmer, also rund 130 Betten. Das Hauptgebäude mit vier Geschossen, drei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss, soll entlang der Januarius-Zick-Straße verlaufen. Die Firsthöhe des Gebäudes soll niedriger liegen als die der Nachbarn in der Adamstraße - bis zu sieben Meter unter der Firsthöhe des Hotels Kleiner Riesen.
Das vorhandene Restaurantgebäude will Tayhus abreißen. An derselben Stelle soll über einer neuen Tiefgarage mit 45 Stellplätzen ein neues Restaurant mit Dachbegrünung entstehen, das bis zu 1,5 Meter höher als das bestehende werden könnte. Die Toilettenanlage soll verschwinden, eine neue Toilettenanlage für den Biergarten soll künftig über den Zugang zur Tiefgarage erreichbar sein.
Hotel und Gastronomiegebäude sollen "funktional und baulich" miteinander verbunden werden. Die Entlüftung, auch die der Gastronomie, soll über das Dach des Hotelgebäudes erfolgen - "um unzumutbare Geruchsbelästigungen in der Umgebung zu vermeiden", heißt es in der Beschlussvorlage.
Bei den Plänen hatte zuletzt immer wieder eine kleine Fremdparzelle auf dem Parkplatz des Cafés dem Investor im Wege gestanden. Das ist mit der neuen Planung kein Thema mehr, da der geplante Bau "nunmehr vollständig außerhalb der ,Fremdparzelle' [...] errichtet werden soll". Gegenüber den Gebäuden Adamstraße 2 und 4 entfällt die Bebauung.
So weit die aktuellen Pläne. So wesentlich das Abstimmungsverhalten der CDU als größter Fraktion sein wird, so unkalkulierbar schien das Meinungsbild zuletzt - vor allem, weil der Ortsverband Süd der Partei in der Vergangenheit mit kritischen Anmerkungen nicht gegeizt hat. Doch das Ergebnis der Probeabstimmung war deutlich. "Einstimmig", berichtet Fraktionschefin Schumann-Dreyer. Viel Positives sehe die CDU in den Plänen, von der Dachbegrünung der Gastronomie bis zum separaten Eingang für die öffentliche Toilette. "Wir sind doch froh, wenn es endlich weitergeht", betont Schumann-Dreyer mit Blick auf den seit Jahren währenden Streit. Und eine Beteiligung der Öffentlichkeit werde es in jedem Fall noch im Rahmen des Verfahrens geben.
Auch SPD-Vize Lehmkühler sieht in den Hotelplänen "eine große Chance der dauerhaften Sicherung" der Einrichtungen auf dem Areal - viel eher, als es bei der Planung mit Wohnbebauung möglich gewesen wäre. Auch sei erreicht worden, dass der Bestand der Konzertmuschel jetzt als selbstverständlich angesehen wird.
Die CDU Süd stellt sich übrigens auch nicht gegen den Hotelplan, stellt aber einige Grundforderungen dafür. Unter anderem soll die Gastronomie nicht den Charakter einer reinen Hotelgastronomie erhalten - und vor allem genügend Platz auch für Nichthotelgäste bieten. Die Verpflichtung zum Dauerbetrieb des Cafés sollte unangetastet, eine spätere Umnutzung des Hotels zu Wohnzwecken ausgeschlossen werden.
Bürgerinitiative bietet Kauf des Grundstücks an
Mit einem überraschenden Angebot versucht die Bürgerinitiative (BI) Bebauungsplan Café Rheinanlagen der Diskussion um die Hotelpläne noch eine neue Wendung zu geben - und das auf den letzten Drücker. Die BI bietet an, das Grundstück zu kaufen, und zwar nicht vom neuen Eigentümer Kenan Tayhus, sondern von der Stadt Koblenz. Wie das? In einem Brief an den Oberbürgermeister und die Ratsfraktionen, der der RZ vorliegt, erinnert Jürgen Nohr, Sprecher der BI, daran, dass bei der Übernahme des Cafés durch die Familie Pretzer, die früheren Betreiber, eine Verpflichtung für den immerwährenden Betrieb des Cafés in dem Gebäude vertraglich fixiert worden sei. Und diese, so Nohr, gelte laut Auskunft von Dieter Pretzer auch nach dem Verkauf an Kenan Tayhus weiter. Die BI weist weiter darauf hin, dass die Stadt sogar eine Rückübertragung des Grundstücks fordern kann, wenn Tayhus seiner Verpflichtung zum Café-Betrieb nicht nachkommt.
Und an dieser Stelle kommen die BI und ihr Kaufangebot ins Spiel: "Mitglieder der Bürgerinitiative würden bei der Rückübertragung der Stadtverwaltung innerhalb kürzester Frist eine Ankaufzusage mit Finanzierungsgarantie geben", schreibt Jürgen Nohr. Genannt werden diese in dem Schreiben nicht. Es handele sich aber um Personen, "die solvent sind und keine Profite brauchen". Diese würden sich dazu verpflichten, den Bebauungsplan 126 einzuhalten und das Gelände zusammen mit Stadt und Unesco so zu überplanen, dass den Ansprüchen an eine moderne Gastronomie und der verbesserten Nutzung der Konzertmuschel Rechnung getragen werde. Die Vorteile aus Sicht der BI: Das Thema sei vom Tisch, drohende Rechtsstreitigkeiten und mögliche Schadenersatzforderungen gegen die Stadt ebenfalls. Und: "Die künftige Planung berücksichtigt stärker die öffentlichen und zukünftigen Interessen der Stadt, da Renditeüberlegungen für die Ankäufer zweitrangig sind." is